Die Prinzipien wirksamer Selbstverteidigung

Basierend auf der philippinischen Kampfkunst Eskrima/Kali/Arnis lehrt (auch) die Schweizer Kampfkunstakademie SKEMA seit 1978 sowohl den gezielten Umgang mit zirka armlangen Rattan- oder Bambusstöcken als auch den gezielten Umgang mit Messern (Daga). Einzigartig an ihrem Training ist das immer wieder Antreffen von Querverbindungen zu anderen sehr wirksamen Kampfkunstarten – so beispielsweise zum Wing Chun Kung Fu.

Die Prinzipien wirksamer Selbstverteidigung

Die Prinzipien wirksamer Selbstverteidigung – wie sie die SKEMA im Wing Chun Kung Fu sowie im Eskrima lehrt – sind gleich, nämlich der Schutz der Zentrallinie sowie die empfindlichen Hals-, Gelenk- und Organstellen. Durch die Vielfalt an Anwendungen mit Erhalt der einheitlichen Prinzipien wächst das Verständnis über Techniken und deren Bewegungen. Die Selbstverteidigung fördert beim Trainierenden zugleich und unweigerlich seine Körperaktivitäten und seine Beweglichkeit.

Was ist Eskrima?

Eskrima ist eine effiziente Kampfkunst, die den gezielten Umgang mit verschiedenen Waffen wie Stock und/oder Messer lehrt. Der ca. 75 cm langer Stock gilt als eine Schlagwaffe. So kann er auf Alltagsgegenstände wie Regenschirm, Billardschläger, Metallrohre etc. übersetzt werden. Das Messer wie sie charakteristisch in jedem Haushalt zu finden ist, gilt als eine Stich- und Schnittwaffe. Es kann ebenso auf Alltagsgegenstände wie Schraubenzieher, Schere oder Kugelschreiber übersetzt werden. Die Unterscheidung von Stock (Schlagwaffe) und Messer (Stich- und Schnittwaffe) ist wesentlich. Der Umgang in der Verteidigung, namentlich die Körperbewegungen dazu, sind abhängig von der Charakteristik einer Waffe und deren Weg, den sie zurücklegen kann. So wirkt der Stock über eine gewisse Distanz mit einer zertrümmernden Kraft ein. Das Messer hingegen kann sowohl in der Angriffsbewegung als auch in der Rückwärtsbewegung (Fluchtbewegung) und in einem viel geringeren oder gar geschlossenem Bewegungsraum fatale Schäden anrichten. Das Vermeiden von lebensbedrohlichen Schnitten oder Stichen ist das oberste Gebot (ein Messerkampf ohne Verletzungen ist sehr unwahrscheinlich – zumindest darf niemals davon ausgegangen werden). Gemeinsamkeiten von Stock und Messer liegen u. a. darin, dass die fatalen Gefahren nur erkannt werden können, wenn man selbst in der Lage ist, die Waffen zu führen. Durch Partnerübungen lehrt die SKEMA Kampfkunstakademie die Angriffe, Abwehre, Kontertechniken und Entwaffnungen in verschiedenen Distanzen (siehe auch Tipp 3 „Das SKEMA-Ampelsystem“ im Artikel „Sei eine Biene und keine Fliege“).

Was ist Wing Chun Kung Fu?

Wing Chun Kung Fu ist mittlerweile weltweit als eine sehr effiziente und wirksame Selbstverteidigung bekannt bzw. etabliert. In einem derartigen effektiven Selbstverteidigungssystem dürfen bestimmte Prinzipien nicht fehlen, zumal diese Prinzipien eine wirksame Kampfkunst ausmachen. Das wichtigste Prinzip ist die der Zentrallinie, auf welchem die verletzbarsten Punkte/Körperstellen wie Augen, Nase, Kehlkopf, Sonnengeflecht, Geschlechtsteile, Knien und Fussgelenke verlaufen. Der Verteidiger schützt nicht nur diese Stellen bei sich, sondern greift sie beim Angreifer auch gleichzeitig an. Die ausgereiften Übungsvarianten in allen SKEMA Kampfkunstschulen der Schweiz führen dazu, dass die Techniken jederzeit und reflexartig abrufbar sind. „Nur“ die Reflexe sind schneller als das Auge oder Ohr. Durch spezifische „Fashing-Übungen“ der SKEMA („Fashing“ kann als „Explosionskraft“ bezeichnet werden) entwickelt der Trainierende in seinen Angriff- oder Konterbewegungen zudem Geschwindigkeit und Kraft auf kürzeste Distanz. Den Vergleich mit dem Presslufthammer ist im Artikel „Das Grund-ABC der Kampfkünste“ passend dargestellt.

Outdoor-Training (Selbstverteidigung) der SKEMA Kampfkunstschule Basel im Mai 2020
Outdoor-Training Selbstverteidigung der SKEMA Kampfkunstschule Basel im Mai 2021

Text SKEMA Kampfkunstakademie Schweiz 25.05.2021

„Sei eine Biene und keine Fliege“ – 8 Tipps der Selbstverteidigung

8 Tipps der Selbstverteidigung

Tipp 1: Stich wie eine Biene

Die meisten von uns haben schon einmal einer Fliege einen Flügel ausgerissen, aber warum wohl keiner einer Biene? Es ist besser, sich zu wehren als zu kooperieren und auf Mitgefühl zu hoffen. Täter sind skrupellos. Sie nehmen in Kauf, dich schwer zu verletzen. Mach dich nicht selber zum Opfer, sondern zeige deutlich und engagiert, was du nicht willst. Setze dich zur Wehr mit voller Intensität.

Tipp 2: Sei nicht dort, wo Gewalt ist

Meide Orte, von denen du weisst, dass es dort immer wieder Streit gibt. Begib dich nicht in Discos, Clubs, Strassen, Quartiere etc., die mit Gewalt (und auch Drogen) in Verbindung gebracht werden.

Tipp 3: Das „Ampel-System“

Stell dir Selbstverteidigung wie eine Ampel vor. Es gibt einen grünen, gelben und roten Bereich. Im grünen und gelben Bereich kannst du dich taktisch verhalten und deeskalieren. Der rote Bereich gehört dir und keiner hat das Recht, hier einzudringen – egal in welcher Situation. Wehre dich mit allen Mitteln. Setze Schlüssel, Kreditkarten, den Schirm, Steine und deine Zähne ein. In der Selbstverteidigung ist alles erlaubt.

Tipp 4: Angst lähmt – Reflexe helfen

Selbstverteidigung muss immer und überall funktionieren – auch auf engstem Raum (Bsp. Lift), mit enger Kleidung, bei Dunkelheit, ohne Aufwärmen und auch wenn man vor Angst erstarrt. Deshalb werden Körperreflexe antrainiert. Diese sind auch dann abrufbar, wenn Angst einem lähmt oder man nichts sieht. So ist es der St. Galler SKEMA-Schülerin Sarah (21 J.), die an einem Novemberabend von einem unbekannten Mann mit Messer bedroht wurde und sich erfolgreich verteidigte. „Es ist einfach passiert“, erzählt sie danach.

Tipp 5: Die Waffen der Gassen

Lerne den Umgang mit den Waffen der Strasse. Insbesondere ein kurzer Stock findet sich an vielen Orten: Ein Regenschirm, ein Ast im Wald, ein Stuhlbein usw. Eine Frau, die sich im Stockkampf auskennt, kann sich selbst gegen ein Messer zu Wehr setzen. Auch Schlüssel, Kugelschreiber, Kreditkarten, Schuhlöffel, Aschenbecher, Handtasche usw. sind wirksame Waffen der Gasse.

Tipp 6: Lerne zu schlagen

Es ist kein Fall bekannt, wo jemand K. O. gekratzt wurde. Schlage nicht mit der Faust, sie ist verletzlich (deshalb bandagieren sich selbst Boxer die Hände ein). Nutze deine Handballen und Ellenbogen, diese sind stabil. Trete in die Geschlechtsteile, schlage in den Kehlkopf und steche mit deinen Fingern in die Augen. Es ist nicht eine Frage der Kraft, sondern der Technik und der Überwindung. Schlage mit aller Kraft mit deinen Handballen immer und immer wieder auf die Nase des Angreifers. Die Nase ist wie ein On-Off-Schalter.

Tipp 7: Frage der Kraft

Selbstverteidigung ist nur eine Frage der Entschlossenheit. Jeder Gegner hat empfindliche Stellen wie Augen, Kehlkopf, Knie und Genitalien, die selbst ein Bodybuilder nicht abhärten kann. Sie sind bei allen Menschen gleich empfindlich. Diese Stellen werden im Kampfsport durch Regeln geschützt. In der Selbstverteidigung sind sie primäre Ziele.

Tipp 8: Training ist erforderlich

Selbstverteidigung muss ins Blut und in die Reflexe übergehen. Ein kurzer Kurs bringt nichts. Regelmässiges Training ist erforderlich. Trainiere nicht fixe Abläufe, denn die Realität folgt nie einem fixen Ablauf. Lerne Bausteine (Elemente) der Selbstverteidigung, die du bei Bedarf reflexartig zusammensetzt. Wichtig: Es ist sehr gut, wenn Männer und Frauen nicht gesondert trainieren, sondern die Trainingsgruppen durchmischt sind, so wird eine Frau äusserst selten von einer anderen Frau körperlich angegriffen.

SKEMA Energietraining – zurück ins «Jetzt»

Was bedeutet das? Bereits im Akronym SKEMA ist Energie enthalten: Suny Kamay Energy & Martial Arts Academy. Der Ausdruck Energie repräsentiert hierbei den kräftigenden und gesundheitlichen Aspekt aus dem Wissensschatz der Kampfkünste. Dass die traditionellen Kampfkünste ursprünglich dieses Wissen beinhalten, liegt auf der Hand: Klar, der körperlich Starke hat grundsätzlich bessere Karten in einer Auseinandersetzung – ebenso wichtig ist die mentale Stärke und der Umgang mit den Emotionen.

Der Kampf in der direkten Konfrontation mit möglicherweise fatalem Ausgang ist der grösste Stress, dem ein Mensch ausgesetzt sein kann. Die Kampfkünste beinhalten Techniken, um damit umzugehen, um handlungsfähig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie lehren uns, wie man Stress in Folge von Traumata oder scheinbar ausweglosen Situationen abbaut. Die entsprechenden Übungen lassen sich problemlos in den weniger martialischen modernen Alltag übertragen, und der Praktizierende kann sich an der befreienden und vitalisierenden Wirkung täglich erfreuen. Er hat mehr Energie, seine Aufgaben zu bewältigen, mehr Energie, um gesund zu bleiben, mehr Energie, um sein Leben und sein persönliches Umfeld positiv zu beeinflussen.

Dieser Energie-Anteil ist seit jeher ein integraler Bestandteil des SKEMA-Trainings. Si Gung Suny Kamay hat auch in diesem Aspekt der Kampfkunst lange geforscht, jeden erdenklichen Stein umgedreht und eine enorme Anzahl von Methoden erlernt. Das Wissen um die Energie ist in jeder SKEMA Disziplin enthalten. Im Energie Training wird auf eine eher ruhige und sanfte Art darauf fokussiert. Das Training umfasst die bewährtesten Methoden für den Menschen westlichen Lebensstils, um die erwünschte Wirkung, z. B. morgendliche Aktivierung oder abendliche Entspannung und Gedankenruhe, zu bewirken. 

Hierin liegt auch der Unterschied zu direkt aus den asiatischen übernommenen Methoden, die nicht sofort für jedermann und in jedem Alter anwendbar sind. Als umfassendes Trainingssystem bearbeitet das Energietraining alle Ebenen des Menschen. So wirkt es auf den Körper kräftigend und flexibilitätsfördernd, auf die Emotionen balancierend und aufhellend und auf die Gedanken je nachdem beruhigend oder anregend.

Dem Prinzip „Body over Mind“ folgend wird über den Körper durch aktive und passive Bewegung kombiniert mit Atmung gearbeitet. Jede Gewohnheit, jedes Gedankenmuster und jede inhärente Emotion hat seine Wiederspiegelung im Körper. Der Einfluss von Erinnerungen und Emotionen auf den Bewegungsapparat und die Organe sind heute denn auch weitgehend anerkannt. Durch anhaltendes richtiges Training kann man also nicht nur seinen Körper ins Lot bringen, sondern auch auf emotionaler und gedanklicher Ebene innere Hindernisse überwinden. Das erfrischende Gefühl der inneren Ausgeglichenheit, des spannungsbefreiten Körpers und nach gewisser Übungszeit auch das Erleben des Chi – die in den traditionellen Gesundheitsschulen erwähnte Lebenskraft – will man mit der Zeit einfach nicht mehr missen.

Gewiss, anders als in den frühen 80er Jahren findet man heute bereits in jedem Heftli oder Videoblog Kurzanleitungen für einzelne Atem- und Entspannungsübungen, deren „Erfindung“ sich ein einzelner Autor zuschreibt. Dies wird der Komplexität und Tradition dieser Wissenschaft jedoch nur sehr bedingt gerecht, weil ein Lehrer individuell auf die Gegebenheiten des Trainierenden eingeht. Auch sind die neu „erfundenen“ Übungen meistens bereits seit vielen hundert Jahren bekannt. So gibt es z.B. Aufzeichnungen von Sufi-Orden, welche deren kontinuierliche Forschung über die Wirkung der Atmung auf den Menschen seit mehr als einem Jahrtausend dokumentieren.

Unser Anspruch ist es, den Schüler in einem einfachen und wirkungsvollen Training zum bestmöglichen Ergebnis zu führen. Die erlernten Übungen können problemlos in den Alltag integriert und täglich angewendet werden.

SKEMA Kampfkunstakademie Schweiz

Ein Weg zur Erweckung von selbstregulatorischen Kräften

Arbeiten an der Gesundheit mit der Hilfe von Qi Gong und Tai Chi

Schmerzen oder auch das Leiden hat in unserem endlichen Leben eine zentrale Bedeutung. Der Schmerz ist der Indikator eines körperlichen, emotionalen oder mentalen Ungleichgewichts und somit ist die Anerkennung der Schmerzen der erste Schritt auf dem Weg der Heilung.

Tatsächlich sind Schmerzen nicht nur für sogenannte chronische Schmerzpatienten eine alltägliche und prägende Erfahrung. Für einen Teil der Menschen werden die Lebensbedingungen so schwer, dass Körper, Geist und Emotionen rebellieren.

Dabei spielt die Psyche eine wesentliche Rolle. Negative Emotionen wie Angst, Stress, Trauer usw. können Schmerzen hervorrufen. Oft ist der Griff zu einem Medikament für viele der einzige Ausweg. Die Nebenwirkungen werden bewusst oder unbewusst in Kauf genommen, auch wenn viele Medikamente den Ursprung des Ungleichgewichts nur selten bekämpfen, sondern vorwiegend die Symptome unterdrücken.

Was tun? Eine Kombination aus ganzheitlichen Therapien, wie meditative Bewegungstherapien aus dem Qi Gong (Chi Kung) oder Tai Chi, Schröpfen, Akupunktur oder Fussreflexzonenmassage können den Körper stärken und gleichzeitig aber auch Geist und Emotionen beruhigen. Entscheidend dabei ist die Atemtechnik – Die Kontrolle des Atems ist eine der höchsten Stufen überhaupt in der Energie- und Meditationslehre. Schon eine einfache Anleitung dafür verhilft zu einem Zustand tiefer Entspannung, Ruhe und innerem Frieden. Der Mensch ist fähig, unvorstellbare Kräfte zu entwickeln und zu mobilisieren, man braucht dazu nur das nötige Wissen.

Die SKEMA Kampfkunstakademie bietet solche ganzheitliche Trainingsmethoden an. Das Training richtet sich an Personen, welche unabhängig von Alter und Kondition ihre Lebensenergie stärken wollen und auf sanfte Art etwas für ihre geistige und körperliche Gesundheit tun möchten.

Redaktion FV SKEMA 08.12.2020

Kontaktloses Selbstverteidigungstraining

Die momentane „Corona- Situation“ erfordert, dass ein Kampfkunsttraining, namentlich die Selbstverteidigung, ohne Körperkontakt ablaufen muss. Wir erinnern uns: Kampfkunst ist eine Notwendigkeit – wie kann das also gehen? Das Training mit Abstand ist nicht nur möglich, sondern direkt auch nützlich, um besondere Aspekte der Kampfkunst hervorzuheben. Es kann also zwischenzeitlich sehr förderlich sein!

Der Trainingsfokus kann hierdurch etwas weg von einzelnen Techniken, mehr auf das „Gesamtkörperverhalten“, auf den Umgang mit Druck und Zug und die gute Struktur gelegt werden, sozusagen auf das unabdingbare Fundament der Kampfkunst. Es werden also primär nicht Techniken für bestimmte Verteidigungssituationen trainiert, sondern Prinzipien und Reflexe auf vielfältigste Art und Weise, die sich vorteilhaft auf die Selbstverteidigung aber auch für das Alltagsleben auswirken. Das Ziel der „SKEMA Art“, den ganzen Körper mit seinen Armen und Beinen, Thorax, Atmung, Rumpf, Becken zu stärken und sensitiver zu entwickeln, bleibt dabei bestehen. Er wird damit befähigt, mit sämtlichen Krafteinwirkungen wie „Schlag oder Sturz“ reflexartig umzugehen. Es ist dabei nicht mehr der Arm oder das Bein, das reflexartig reagiert, sondern der ganze Körper.

Nach einer solchen „Körperfeinschliff“-Trainingsphase ist man oft überrascht, welche Fortschritte man gemacht hat! Es lohnt sich also.

Text SKEMA Kampfkunstakademie Schweiz 27.11.2020

Das «Grund-ABC» der Kampfkünste

Es ist uns wichtig, dass alle Menschen, die sich für die Kampfkunst interessieren mit den folgenden Ausführungen einen Kompass, ein «Grund-ABC der Kampfkünste» in die Hand erhalten und sich somit in der Vielzahl der Angebote im weitgefächerten Gebiet der Kampfkünste orientieren können. Suchende können sich ein besseres Bild machen, was für sie persönlich als Kampfkunst in Frage kommt und welche Eigenschaften diese enthalten muss.

Mit diesem Text möchten wir in einer einfachen, für den Laien verständlichen Sprache, die Vielfältigkeit der zahlreichen Kampfkunststile ohne Beeinflussung durch allgemeine Werbung oder Zeitschriften aufzeigen. Das «Richtige» für sich zu finden ist von verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel das Alter, Interessensgebiet(e) und körperlichem Zustand (mental, emotional, seelisch) des entsprechenden Menschen abhängig.

Es ist zudem wichtig, wieviel Zeit man selbst zur Verfügung hat oder sich nehmen möchte, also investieren (aufopfern) möchte um sich mit den Erfahrungen und mit dem Training einer der verschiedenen Kampfkunstarten auseinander zu setzen.

Mit diesem kurzen Einblick kann es verständlicher werden, weshalb so viele Kampfkunststile entwickelt wurden, da Menschen Individualisten sind mit einem Herdendrang.

Das Üben der verschiedenen Formen sind wie ein ABC, mit dem Sie Ihre eigenen Wörter schreiben und sich formulieren können (körperlich, emotional, mental und wenn alles zum Besten steht auch seelisch). Somit wäre der Kreis geschlossen.

Für die meisten der öffentlich zugänglichen Kampfkünste ist es unerheblich, ob man weiblich oder männlich ist. Es gibt aber auch tiefgreifende Kung Fu-Stile, wo es eine wesentliche Rolle spielt, ob man Frau oder Mann ist. Doch von diesem Kung Fu möchten wir hier nicht sprechen, da diese Art von Kung Fu strengste Aufsicht während Tag und Nacht durch einen sehr guten Sifu (Lehrer oder Meister) erfordert. Denn hier können Kräfte geweckt werden, die strengste Diät auf allen Ebenen – also körperlich, emotionell, geistig – erfordert.

Wir möchten einige Kampfkunstarten näher vorstellen, die es dem Suchenden erlaubt, seinen normalen Tagesablauf beizubehalten und es ihm trotzdem ermöglicht, verschiedene Faktoren wie zum Beispiel Selbstverteidigung, Selbstsicherheit, Selbstfindung und Volksgesundheit zu befriedigen. Eigentlich können die meisten uns bekannten Kampfkunstarten auf den erwähnten Gebieten eine sehr gute Hilfe sein. Oder anders gesagt, es ist möglich hier auf diverse Ebenen gute Erfolge zu erzielen. Doch man kann nur so viel erwarten, wie man auch bereit ist, an Arbeit, Energie und Fokus zu investieren. Also nochmals: Alle Kampfkunstarten reiten letztlich auf demselben Pferd – nur das Aufsteigen auf das Pferd hat verschiedene Formen.

Nun möchten wir zwei hauptunterschiedliche Gruppen der Kampfkünste kurz beschreiben und versuchen mit möglichst wenig Fachausdrücke auszukommen (Anmerkung: Hierbei ist der Beizug des Vortrages von SiGung Suny Kamay über «Kampfkunst im Alltag» vom 27.10.2020 zu empfehlen):

Die erste Gruppe ist das «Innere System», auch bekannt als «Innere Stile». Die wohl bekanntesten davon sind Tai Chi, Qi Gong, Yoga Pa Kua, Hsing-I, Pencak Silat, Kali Masada etc.

Nicht wenige Menschen meinen, dass alle diese Stile eines gemeinsam haben, nämlich die zarten, anmutigen, leichten und feinen Bewegungen ohne direkte Muskelkontraktionen. Sie sehen Tai Chi als das Synonym der Inneren Stile an. Manche dieser Kampfkunststile haben in der Tat einige Ähnlichkeiten mit dem Aussehen von Tai Chi, was den Anschein macht, dass alle anderen Inneren Kampfkunststile dieser Richtung und Ausführung folgen müssten. Doch dem ist nicht so. Wenn bestimmte Kampfkunstarten wie beispielsweise Kali Masada oder Yang Tai Chi optisch verglichen würden, so könnte nicht angenommen werden, dass diese beide Arten primär das gleiche Ziel verfolgen, nämlich die Kultivierung von «Chi» oder auch «Innere Kraft». Nun möchten wir das mal unter die Lupe nehmen. Wie fühlt sich das an, was häufig als «Chi» oder «Innere Kraft» bezeichnet wird? Ist es etwa das Kribbeln in den Fingern, das Tai Chi-Trainierende in ihren Gruppen verspüren? Oder steckt noch mehr dahinter? Denn auch beim Spazieren durch wunderschöne Gegenden, insbesondere Barfusss mit leicht nach innen gekrallten Fingern stellt sich dieses Kribbeln ebenso ein, was ganz sicher gut und gesund aber nur der Anfang ist.

Wissen Sie was ein Vorschlaghammer ist? Können Sie sich auch vorstellen wie ein Presslufthammer aussieht oder gar funktioniert?

Beim Vorschlaghammer wird die Kraft des Aufpralls durch das Gewicht des Hammerkopfes, die Länge des Hammerstieles, die Geschwindigkeit und den Weg, den der Hammer zurücklegt, bestimmt.

Beim Presslufthammer hingegen liegt der Hammerkopf bereits auf dem zu schlagenden Objekt auf und gibt Schockwellen ab. Es kann keine Bewegung von aussen festgestellt werden. Der Weg, die Grösse und das Gewicht des Hammers ist in der Geräteverschalung nicht zu erkennen. Das Einzige ist das Geräusch eines Aufpralls, den man hören kann.

Nun was hat der Vorschlaghammer mit dem Presslufthammer gemeinsam? Bei beiden sieht man die Wirkung, nämlich das Einrammen eines Pfostens oder das Verformen eines Materials etc. Es ist hier auch das Endziel. Die Inneren Stile sind mit dem Presslufthammer zu vergleichen und die Äusseren Stile sind mit dem Vorschlaghammer zu vergleichen. Das klingt unwahrscheinlich, es entspricht aber der Tatsache (Wahrheit).

Es gibt Innere Stile, wobei man sich fast oder gar nicht bewegt, wenn die Kraft des Presslufthammers entwickelt werden soll. Jeder kann sich vermutlich vorstellen, dass man Jahre oder Jahrzehnte braucht, um dieses Ziel wirklich zu erreichen. Ganz klar sind auf dem Weg dorthin viele wunderbare Vorzüge vorhanden, die eigentlich für viele Menschen der Grund sind, sich diesen Stilen zu widmen, da keine Akrobatik nötig ist. Es kann darum auch mit schlechter, körperlicher Konstitution begonnen werden. Der gesundheitliche und ermunternde Effekt im positiven Sinne ist ganz sicher nicht anzuzweifeln.

Die zweite Gruppe gehört den Äusseren Stilen (Vorschlaghammer) an. Sie sind auf dem sogenannten Sportsektor sehr verbreitet wie zum Beispiel das Tae Kwon Do, Karate, Judo, Thaiboxen, Kickboxen, Boxen und ca. weitere 200 bis 300 verschiedene Kung Fu-Systeme. Auch einige bei uns heimischen Arten wie Ringen, Schwingen, Pancration und viele der mittelalterlichen spanischen oder französischen Fechtkünste gehören in diese Kategorie der Äusseren Stile. Im weiteren ist das französische Savate sowie die englischen, schottischen, französischen und baskischen Kampfkünste mit Stock und/oder Messer sowie das russische Sambo und das japanische Jiu Jitsu als derartige Kampfkunststile bekannt.

Es sind weitere Äusseren Stile vorhanden, die auf extreme Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft voraussetzen oder aufgebaut sind. Kurz gesagt, es gehören alle Äusseren Stile dazu, die Akrobatik beinhalten oder voraussetzen. Hauptmerkmale sind Schulung der Flexibilität (über die Körpernatur hinaus) bis manchmal hin zu extremen Balanceübungen und einen Zeitaufwand von ca. 60 % für Formen, Choreographie, Ausdauer und Muskeltraining. Die zur Zeit bekannteste Form ist das moderne chinesische Wushu sowie den nahen Verwandten aus allen alten, klassischen, überlieferten Kung Fu-Stilen, die die Grundlage für dieses moderne, sportliche Wushu bilden. Dieses Wushu ist für Kinder sehr gut geeignet, da überschüssige Energie in guten Bahnen gelenkt werden.

Bei den eindeutigen Äusseren Stile wie Tae Kwon Do, Karate und den Anfängerstufen von Shaolin-Stile gehören laute Schreie dazu. Das sogenannte «Chi» soll so veräusserlicht werden. Diese Schreie der Äusseren Stile sollte nicht mit den lang gezogenen eher leisen Lauten oder Mantras aus dem Qi Gong, Yoga etc. verwechselt werden (verinnerlichte Vibrationen und Schwingungen), die innerliche Reinigungsprozesse bewirken.

Die bekanntesten Stile für diese Äusseren Arten ausserhalb Chinas sind das japanische Oyama-Karate, das Thaiboxen, Krav Maga, das burmesische Bandung, Viet Vo Nham, einige Silat-Stile und ferner einige indische sowie afrikanische Stile. Schwieriger einzugliedern wäre das brasilianische Capoiera. Es ist akrobatischer, religiöser, mystischer und voller Heimtücke. Für das tiefere Ergründen müsste man mehr von Vodoo verstehen. Anstelle von Capoiera könnten Jugendliche ebenso gut Rapdancen oder Hip-Hopen etc.

Zwischen der ersten und zweiten Gruppe, den Inneren und Äusseren Stile, gibt es auch eine sogenannte «graue Zone» wie beispielsweise das Wing Chun Kung Fu und artverwandten Stile wie Jeet Kuen Do etc. Dieser Grauzonenbereich kann man gut in den «3-cm-Fauststössen (Inch Punches)» des Wing Chung Kung Fu oder Jeet Kuen Do sehen, da die volle Schlagkraft auf nur 3 cm Weg aufgebaut und so auf den Gegner geschlagen wird. Diese Grauzone ist auch in den philippinischen, indonesischen, indischen, vietnamesischen und afrikanischen Arten zu sehen.

Im Wing Chun Kung Fu wird Abhärtung ohne zusätzlichen Zeitaufwand als willkommenes Nebenprodukt erzielt wie zum Beispiel beim jahrelangen Training an der Wooden Dummy (ein Holzübungsgerät, das einen Trainingspartner oder einen Gegner darstellt). Die Flexibilität wird durch das Trainieren der Formen, die das Hauptmerkmal auf Entspannung der Muskeln richten, ebenfalls als Nebenprodukt erzielt. Im Wing Chun Kung Fu-System wird mit sogenannten Berührungsreflexen gekämpft, was nur mittels eines entspannten Körpers möglich ist. Reflexübungen dazu sind «Chi Sao» für Arme und «Chi Görk» für Beine. Die Holzpuppe (Wooden Dummy) ist für die Synchronisation, Schnelligkeit, Kraft, Effektivität und Abhärtung erdacht. Beim «Einmannholz» ist das Hauptziel der «Free Flow», also das freie Fliessenlassen der Techniken in Kraft und Anwendung.

Diese «Free Flow»-Übungen kommen auch in den vielen philippinischen, indonesischen und vietnamesischen Kampfkünsten vor. Zudem sind derartige Reflexschulungen auch in indischen und afrikanischen Stilen zu beobachten. Alle uns bekannten Stile hier aufzuzählen würde zu weit führen.

Die Stile beider Gruppen sind in der Urform dazu erdacht, bei extremen Bedingungen zu überleben und sich somit auf allen Ebenen (körperlich, emotional, geistig und seelisch) zu schützen und zu erhalten.

Nun hoffen wir, dass diese Informationen helfen, einen Weg zu finden, der Ihren Bedürfnissen am ehesten entspricht. Auskünfte erhalten Sie direkt von Menschen, die verschiedene Kampfkunststile praktizieren. Dadurch erhalten Sie weiter tiefere Einblicke über die betreffende Kampfkunstarten. Wir drücken Ihnen die Daumen.

Vortrag von SiGung Suny Kamay, Gründer der SKEMA Kampfkunstakademie Schweiz, hinsichtlich dem Schweizer Kampfkunstfestival 2006 in Frauenfeld
Veröffentlichung aus Archiv am 24.11.2020

Kampfkunst aus Sicht eines Facharztes (Rehamedizin, Sportmedizin und Allgemeinmedizin)

Die älteste Kunst

Wahrscheinlich ist die Kampfkunst die älteste Kunst der Menschheit. Der Mensch als Spezies, die keine Klauen, Hörner, Giftapparate oder Panzerungen besitzt, entwickelte die Fähigkeit zum Gebrauch von Gegenständen. Dies stellte sich als äusserst erfolgreich heraus im Kampf ums Überleben. Raubtiere konnten abgewehrt werden und Hunger konnte man nicht nur durch Sammeln, sondern auch durch Jagen beheben. Ein Speer alleine sicherte jedoch noch nicht das Überleben gegen einen zigfach stärkeren Bären, erst der gekonnte Umgang damit. Die Kunstfertigkeit im Waffengebrauch musste daher beständig weiterentwickelt und an die Nachkommen überliefert werden. Erst nachdem der Mensch sein Leben und dasjenige seiner Sippe einigermassen schützen konnte, hatte er Kapazität, sich anderen Künsten, wie Töpferei oder Höhlenmalerei zuzuwenden.

Zweierlei Antriebe

Alle Gegenstände und Fertigkeiten ermöglichen eine Nutzung zum Guten wie zum Schlechten. Allein der Mensch entscheidet aus welchem Antrieb er sie benutzt. Mit Küchenmesser und Feuer können Mahlzeiten zubereitet aber auch Verletzungen und Brände verursacht werden. Malerei und Schreibkunst können für erhabene Gefühle sorgen, aber ebenso zu demütigenden Karikaturen und verleumdenden Flugblättern führen. Auch die Kampfkunst kann sowohl zum Schutz von anderen als auch zur Durchsetzung seines eigenen Willens eingesetzt werden.

Gewalt

„Schrecklich immer, auch in gerechter Sache, ist Gewalt“ (Reding in Schillers Wilhelm Tell). Gewalt sollte niemals leichtfertig eingesetzt werden. Sie kann jedoch als letzte Möglichkeit notwendig sein. Dazu drei Beispiele:

  1. Ein Bär findet einen Bienenstock und will sich am Honig vergreifen. Er wird von der Biene gestochen.
  2. Gretel schubst die Hexe in den Ofen.
  3. Wilhelm Tell erschiesst den Landvogt Gessler.

Die drei Beispiele haben folgende Gemeinsamkeiten:

  • Die Gewaltanwendung scheint gerechtfertigt, da ihr ein grosses Unrecht voranging und durch die Gewalt noch schlimmeres verhindert werden konnte. Der Bär hätte durch das Rauben der fleissig angesammelten Vorräte das Überleben des Bienenvolkes gefährdet. Die Hexe hätte den gefangenen Hänsel verspiesen. Gessler hätte weitere sadistische Spielchen getrieben in der Weise wie er Tell befahl, auf sein Kind zu schiessen.
  • Die Gewalt wird nicht (nur) zum eigenen Vorteil, sondern zum Schutz von anderen eingesetzt.
  • Der Zweck der Gewaltanwendung rechtfertigt die Mittel, so dass es keine Regel bezüglich sportlicher Fairness gibt. Die Biene verwendet Gift. Niemand erwartet, dass sie sich mit ihren Ärmchen boxend gegen den Bären wehrt. Gretel nutzt eine List und bereitet der Hexe einen äusserst qualvollen Tod durch Verbrennen. Tell schiesst aus dem Hinterhalt. Er wird jedoch als Nationalheld betrachtet.

Im Leben ist es meist komplexer als hier dargestellt. Bei unklarem Sachverhalt kann es auch einmal angebracht sein, in vertretbarem Rahmen einzustecken, um nicht selbst zum Täter zu mutieren. Gewaltloser Widerstand kann bei einem einigermassen zivilisierten Aggressor funktionieren. Dies zeigte die Unabhängigkeitsbewegung Indiens unter der Führung von Mahatma Gandhi.

Die Frage des Stils

Körperliche Unterlegenheit kann durch geistige Raffinesse und Technik wettgemacht werden. Ein realistischer Kampfkunststil darf deshalb nicht durch Regeln eingeschränkt werden. Er funktioniert:

  • unaufgewärmt
  • in jedem Alter (z.B. trotz Hüft- oder Kniearthrose)
  • in jeder Kleidung (Jupe, Stöckelschuhe, Flip-Flops, Masken)
  • in jeder Umgebung (sitzend am Restauranttisch, eingeengt im Lift, auf vereister Strasse)

Die Bewegungen sollten den natürlichen Gegebenheiten des Körpers angepasst sein. Der Mensch vollführt in seinem Alltagsleben unzählige Greifbewegungen. Diese sind vom motorischen Ablauf her verwandt mit einem Faustschlag, bei dem ebenfalls der Arm nach vorne gestreckt wird. Ein Fusstritt ist bezüglich der Motorik um einiges anders als ein normaler Schritt und daher weniger der menschlichen Anatomie entsprechend. Zudem limitieren die klimatischen Gegebenheiten in unseren Breitengraden, mit häufig nassen und glitschigen Strassen, die erfolgreiche Ausführung eines akrobatischen Fusstritts. Kritisch hinterfragen sollte man auch Stile, bei denen mit nur einem Gegner minutenlang auf dem Boden gekämpft wird. Meist greifen mehrere zusammen einen einzelnen an. Wenn man nur mit einem von denen am Boden kämpft, wird man von den anderen getreten. Überdies liegen an konfliktreichen Orten oft Scherben am Boden.

Es sind nicht alle äusseren Kampfkunststile der körperlichen Gesunderhaltung zuträglich. Einige benutzen überaus harte Spannung, andere erzeugen durch Werfen und Fallen Verschleisserscheinungen an der Wirbelsäule und dritte zeichnen sich aus durch Abhärtungsübungen, die längerfristige Abnützungsschäden zur Folge haben. Die Praktizierbarkeit im Alter sollte jeweils kritisch hinterfragt werden. Es ist nicht nützlich, sich in den jungen Jahren behaupten zu können, während man dies im Alter wegen der Gesundheitsschäden, die man sich durch die Kampfkunst eingehandelt hat, nicht mehr kann.

Das Üben

Auf dem chinesischen Weg der Kampfkunstausbildung erlernt der Schüler erst waffenlose Techniken und wird zuletzt noch in Techniken mit Waffen unterwiesen. Bei den philippinischen Kampfkünsten wird meist erst mit einem Stock das Kämpfen erlernt. Der Stock steht dabei als Prinzip für alle irgendwie verfügbaren Gegenstände, die im Alltag immer in Griffweite sind. Das sind beispielsweise Regenschirm, Küchenmesser, Kugelschreiber oder Flasche. Wenn der Schüler dies gemeistert hat, lernt er auch, sich ohne Waffe zur Wehr zu setzen.

Wichtig ist das Miteinander statt Gegeneinander. Es verhält sich wie beim Paartanz. Wenn beide Tanzpartner miteinander kooperieren, wird der einzelne für sich besser. Arbeiten sie jedoch gegeneinander, gibt es keinen Fortschritt, weil sie sich in ihrem Lernprozess fortwährend behindern. Kooperation und Selbstlosigkeit ist etwas, was unserer wetteifernden, individualbetonten westlichen Mentalität auf Anhieb eher schwer fällt. Aber nur indem man den Übungspartner als Widerstand zum Selbstentdecken des eigenen Körpers sieht, lernt man. Falls beide im anderen nur ein Objekt zum Besiegen und damit zum Aufpolieren ihres Egos sehen, ist kein Lernprozess möglich. Durch das gegenseitige Geben eines realistischen und wohlwollenden Widerstandes meistern beide allmählich ihren Körper und ihre Ängste.

Gerade in Zeiten von Pandemien («Corona-Jahr 2020») werden die in der SKEMA Kampfkunstakademie entwickelten «Long Pole»-Anwendungen gegenüber Leerhandtechniken oder -bewegungen in einem kontaktlosen Selbstverteidigungsprogramm ausgestaltet. Die SKEMA folgt weiter seinem Prinzip einer vereinenden Kampfkunstart, die der stetigen Forschung, Lehre und Wandlung gerecht werden soll.

Innere Stile für körperliche Gesundheit

Der Stärkste kann von einem simplen Grippevirus kampfunfähig gemacht werden. Aus diesem Grund ging es in der Kampfkunst seit jeher auch um die Gesundheit. Nur wer nicht erkrankt ist, kann kämpfen. Das noch in der Antike vorhandene Wissen über die Körperkultur wurde während dem Mittelalter im Osten erhalten. So sind zum Beispiel in der traditionellen indischen und auch chinesischen Medizin zahlreiche Übungen wie Yoga, Qi Gong und Tai Chi zur Gesunderhaltung des Körpers beschrieben. Diese werden seit Jahrhunderten von vielen Menschen erfolgreich praktiziert. Statt gegen einen äusseren Gegner wird gegen Feinde im eigenen Körper, wie Bakterien oder Viren, gekämpft. Da der Kampf im Inneren stattfindet und von aussen nicht sichtbar ist, werden sie als innere Stile bezeichnet. Die Entwicklung von inneren und äusseren Stilen konnte in beide Richtungen erfolgen: Beim Shaolin-Kung-Fu wurden Bewegungen, die ursprünglich als innerer Stil gymnastisch waren, modifiziert zur Selbstverteidigung. Beim Tai Chi wurde eine äussere Kampfkunst umgestaltet, so dass fast nur noch «gymnastische» Aspekte übrig blieben.

Der Kampf mit sich selbst

Der Kampfkünstler setzt sich mit Kräften auseinander, die unmittelbar auf seinen Körper ausgeübt werden. Durch das Üben realisiert er mit der Zeit, dass dies vom Erleben her vergleichbar ist mit Kräften, die vom Alltagsleben auf ihn einwirken:

  • Ein hektischer Arbeitsalltag löst Angst aus zu versagen. Man fühlt sich in die Enge getrieben und gestresst. Dies ist wie im Training, wenn Fäuste auf einen hereinprasseln. Durch Üben erlernt man, diese Fäuste abzuwehren. Die Fäuste verlieren ihre erschreckende Wirkung. Man gewinnt das Vertrauen, dass alles auf einen hereinprasselnde – ob Faust oder Alltagsproblem – abgeschwächt oder abgelenkt werden kann.
  • Eine Meinungsverschiedenheit mit einem Kollegen löst Ärger aus. Dies ist zu vergleichen, wie wenn man im Training mal einen Magenbox einstecken muss. Die Emotion Ärger wurde im Training mit dem Reaktionsmuster verknüpft, dass man dem anderen trotz Schmerz und Ärger verzeiht im Wissen, dass er es kaum absichtlich gemacht hat, und dass Einstecken halt auch mal möglich ist, ohne etwas zu verlieren.

So ermöglicht das Meistern der Prinzipien gegen mechanisch spürbare Kräfte zunehmend eine Übertragung gegen die weniger greifbaren Kräfte der Alltagsprobleme. In einem dritten Entwicklungsschritt folgt das Realisieren, dass man selbst sein grösster Gegner ist. Die Kampfkunst wird dann im Wissen weiterbetrieben, dass der vom Training resultierende Umgang mit mechanischen Kräften sich auch übertragen lässt auf die im eigenen inneren tobenden Gefühlskämpfe.

Text von Dr. med. Emanuel Steinhauer (Hauptfassung vom 25.05.2013, Anpassung am 10.11.2020)
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, für Sportmedizin und Rehamedizin
Vizepräsident des Fördervereins SKEMA

Kampfkunst im Alltag

Die therapeutische Wirkung von Tai Chi, Qi Gong, Yoga etc. sind mittlerweile vielseits bekannt.

Diese Begriffe weiter zu unterscheiden, wird zu keinen weiteren Erkenntnissen führen. Um deren Wirksamkeit bedarf es um zwei grundsätzliche Unterscheidungen. Nämlich die von «Kampfsport» und «Kampfkunst». Nun worin liegt der Unterschied? Kurz gesagt, in allem.

Während der Kampfsport auf den Erfolg wie Ansehen, Pokale etc. zielt und dafür eine «Arena» nutzt, beleuchtet er vor allem den physischen Aspekt. Diese Abnutzung schadet langfristig dem Körper. Einem Körper, dem Schaden zugefügt wird, dessen Lebenseinstellung nimmt gleichermassen Schaden an – und damit auch sein «Spirit». Kampfsport pflegt das Ego. Es darf einem jungen Menschen gegönnt sein, den Weg des Kampfsportes zu wählen, auch weil er sich dadurch (noch) als «physisch fit» ansieht, jedoch muss ihm ebenso eingeräumt werden, dass es begrenzt ist. So ist es nicht selten, dass bereits nach 25 Jahren der Körper erste «Signale schlägt», mit 30 Jahren bereits einen «Alarm ausruft» und mit 35 Jahren die «körpereigene Energie angezapft» wird (der «Raubbau» wird spürbar). Kampfsporttreibende tragen nicht selten darüber hinaus physische und bleibende Schäden davon (Rücken-, Knie- oder anderweitige Gelenkprobleme, Lähmungserscheinungen, Parkinson etc.). Es ist selbstredend, dass dadurch die Lebensqualität eingeschränkt wird.

Die Kampfkunst (Martial Arts) zielt auf ganz andere Aspekte. Sie soll/muss den Praktizierenden durch das ganze Leben hindurch begleiten. «Mit 35 Jahren fängt es doch erst richtig an». Alle Übungen (es wird bewusst auf die Formulierung «Technik» verzichtet; Übungen sind keine Techniken) zielen auf die Stärkung des Sehnenapparates, auf den Muskelapparat, auf die Flexibilität der Gelenke, sodass der Beweglichkeit (Mobilität) einen grösseren Umfang eingeräumt werden kann («range of motion»). Die Selbstverteidigung ist in dieser Kampfkunst beheimatet.

Diese erhöhte Beweglichkeit (Mobilität) lässt wieder viele fröhliche Momente zu, sei es beispielsweise beim Tanzen, dem Erleben von Enkelkindern oder bei einem Spaziergang durch Wald und Wiese. Diese Beweglichkeit und die damit freigesetzte (zurück gewonnene) Fröhlichkeit begründet Kampfkunst.

Der Körper kann als einen «Tempel» angesehen werden, worin sein «Spirit» über das Denken, über das Fühlen, über das Handeln sich einfindet. Die SKEMA Kampfkunstakademie erforscht, lehrt und trainiert diese Aspekte im Rahmen wissenschaftlicher Kriterien in ihren eigenen Kampfkunstschulen bzw. wendet Aspekte von erforschten Kampfkünsten als Therapiemethoden in ihren eigenen Praxen an.

Nicht selten wird Tai Chi, Qi Gong, Yoga etc. mit den «Inneren» Kampfkunststilen gleichgesetzt. Das ist zwar nicht falsch aber im Sinne einer umfänglichen Aufklärung auch nicht ganz richtig. So kann es durchaus sein, dass die benannten Stile optisch wie «Innere Stile» daherkommen, im Eigentlichen jedoch auf die äussere Wirkung zielt wie die Pflege des Bewegungsapparates, Bewegungsvielfalt, Koordination, Flexibilität etc. Demzufolge kommt sie eher einem «wirkungsvollen Gesundheitssystem» als einer «echten Kampfkunst» nahe. Kampfkunst ohne das sogenannte «Innere», also ohne das benannte im wirklichen Sinn (nicht optisch, sondern fühlbar) kann nicht als Kampfkunst bezeichnet werden. Es existieren Kampfkunststile, die von «Aussen» zum «Inneren» wirken und andere wiederum arbeiten sich vom «Inneren» zum «Äusserlichen» – vergleichbar mit einem Pferd, worauf der eine Reiter von der linken und der andere Reiter von der rechten Seite das Ross besteigt. Ross und Reiter blicken in dieselbe Richtung.

Somit sei hier festgestellt, dass kein «Kung Fu» existiert, ohne dass das «Qi Gong» darin enthalten ist und kein «Qi Gong» existiert, ohne dass das «Kung Fu» darin enthalten ist. Auch in anderen Kampfkunststilen wie Choy Lee Fut, Hung Gar, Hsing-I, etc. können derartige Parallele beobachtet werden. Die Übungen können zwar unterschiedlich aussehen, das Bewusstsein darin jedoch oder die Atemmethoden dazu können gleich sein. Echte Kampfkunst führt zu einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Die Klassifizierung von Kampfkünsten kann nun je länger je mehr nicht weiter (hat es übrigens nie) zum Ergebnis führen, es ist DIE Kampfkunst, die dazu führt. Ist die Möglichkeit einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen im Wing Chun Kung Fu oder im Eskrima (Stock- und Messerkampfkunst) oder im Tai Chi oder in anderen Kampfkünsten enthalten? Ja, sie ist (sofern sie echt und erforscht sind). Es sind die Wege dazu, die den Unterschied ausmachen werden.

Für diesen Entwicklungsprozess braucht es viel Zeit. Zeit, die wir entweder nicht haben oder die wir uns nicht nehmen oder eben beides. Dauert etwas übers «Zähneputzen» hinaus (3 Min.), wird es (zu) lange. Aus diesem Grund wird das wirkungsvolle Training meist verworfen oder so ausgestaltet, dass für einige Zeit viel und lange trainiert wird und andere Zeit wieder gar nicht. Diese Trainingsausgestaltung führt nicht wirklich zu fruchtbaren Ergebnissen – über die ganze Lebensdauer gesehen. Si Gung Suny Kamay: «Das Stetige ist der Schlüssel zum wahren Erfolg».

Die SKEMA Kampfkunstakademie erforschte während einigen Jahren u. a. zu diesem Thema. So stand der Wirkungsgrad von Kampfkunsttraining zur investierten Zeit sich gegenüber. Dafür führte sie in sechs von ihren 24 Schulen eine Forschungsgruppe ein (dem sogenannten «Palakabanate»-Labor), worin ganz gezielt der Umgang mit Stress (Anmerkung: Der Stressgrad war beim Krieger [Kriegskunst = Kampfkunst] am höchsten) trainiert wird (Stressbewältigung) und die Lehren aus Muskelverspannungen gezogen werden konnten, also wieso sich Verhärtungen im Muskel bilden, woher die Gründe dieser Verspannungen stammen, wie diese Verspannungen gelöst werden etc. Die Laborgruppe «Palakabanate» zeigte hierbei einen grossen Erfolg. Diese Erfolge können und dürfen sich hinsichtlich der Kampfkunststilen nicht mehr klassifizieren lassen, denn sie verschmelzen in jeder Kampfkunst, es entsteht die Symbiose – alles wird eins.

Wie gestaltet sich dieser Effekt im Trainingsbetrieb der SKEMA-Kampfkunstschulen aus?

In 50minütigen Trainingseinheiten bietet sie täglich (Montag bis Freitag) und zweimal am Abend die Kampfkunst an, worin effektiv und nachhaltig trainiert wird – sei es dadurch die eigene Selbstverteidigung zu erlernen oder zu verbessern oder um die eigene Energie zu fördern oder zu stärken. Der weitere Effekt kann durch Hausaufgaben («SKEMAatHome») erzielt werden, welche jeweils ca. 7 Minuten umfassen und vom Instruktor begleitet werden.

Die Essenz aus der Forschungsgruppe «Palakabanate» kann nun mehr in alle Kampfkunsttrainings wirkungsvoll eingesetzt werden und darüber hinaus nützlich ins Alltag gebracht werden. Durch die eigene Befähigung, die Muskeln zu entspannen bei fliessender Atmung und damit die Flexibilität zu erhöhen, reichere ich mir Lebensqualität an.

Die Übungen werden in der SKEMA Kampfkunstakademie so konzipiert, dass sie einfach zugänglich sind und den Lebensumständen hier zu Lande gerecht werden (Bsp. Während der Asiate einen «Lotussitz» für eine Übung einnimmt [weil er entsprechend seinen Körper im Alltag benutzt], nimmt der Europäer für dieselbe Übung eine andere für ihn alltägliche Körperhaltung ein – es zielt auf dieselbe Wirkung [und darum geht es]). Eine äussere Nachahmung würde den eigenen Körper immer wieder «Anecken» lassen (Schmerz). Das richtige Verständnis für die Übungen hingegen gibt dem Praktizierenden die Möglichkeit, seine Wirkungskraft dafür zu entfalten.

Vortrag SiGung Suny Kamay 27.10.2020
Verfasst von Redaktion Förderverein SKEMA 03.11.2020

Der Atem ist die Brücke zwischen Körper, Geist und Emotionen – alles spielt sich in dir ab.

Warum legen wir soviel Wert auf die Atmung? Die Atmung ist das verbindende Glied zwischen Körper, Geist und Emotionen. Sie wird von allen beeinflusst, kann aber auch auf alles Einfluss nehmen. Alle alten ernsthaften Kampfkünste beinhalten immer auch innere Arbeit und somit stets auch Methoden der Atmung. Um ein guter Kampfkünstler zu sein, musst du jeden Muskel deines Körpers unter Kontrolle haben, musst ihn fühlen, ihn benutzen können. Du musst mit jedem Teil von dir Kontakt in kommen – das gelingt über den Atem. Der Weg ist es, sämtliche Techniken/Methoden aus den Kampfkünsten direkt im Alltag für dich nutzbar zu machen, so dass du bei jeder Tätigkeit bei jeder Bewegung und Gelegenheit die Kampfkunst trainieren und ihre Wirkung nutzen kannst.

Ist der Kontakt vorhanden, kannst du dich als ganzen Menschen wahrnehmen und fühlen. Erst so kannst du dein volles Potenzial entwickeln und zwar nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf emotionaler und mentaler Ebene. Erst wenn du dich frei fühlst, frei atmen kannst, wirst du Freude erleben und deine Gedanken werden entsprechend andere sein! Siehe, wenn du eine Emotion hast, hat das auch Einfluss auf deine Atmung und die Spannung in verschiedenen Muskeln. Erschrickst du zum Beispiel, kommt dein Atmen ins Stocken und dein Zwerchfell und deine Nackenmuskeln verspannen sich. Die Sauerstoffzufuhr und der Blutfluss in den Muskeln werden vermindert, welche damit Energie zum Kopf leitet. Hält dies länger an, ohne dass du die Spannungen neutralisieren kannst, setzt das Muskelerinnerungsvermögen ein und die Verspannungen werden chronisch, die Emotion an sich merkst du nicht mehr. Da dies unangenehm ist, flüchten Personen oft vor unangenehmen Situationen oder lenken sich mannigfaltig ab, damit gar keine Emotion mehr aufkommen kann.

Nun, da wir in der jetzigen Situation («Coronazeit») alle dicht zusammen zu Hause sind, kann es rasch zu Emotionen kommen, auch weil wir den Umständen nicht entfliehen können. Wir sollten darin aber eine Chance sehen, um uns zu überlegen, wieso wir denn soviel Ablenkung brauchen. Die Familie und das zu Hause sollte ein Ort sein, an dem wir uns wohlfühlen. Wir sollten daran arbeiten und so auch innerlich näher zusammenrücken. Vielleicht sehen wir, dass viele eventuell kostspielige Ausflüchte gar nicht mehr wichtig sind.

Werden länger bestehende Verspannungen bearbeitet, durch dich selbst oder beispielsweise durch einen guten Masseur, können die gespeicherten Emotionen wieder zum Vorschein kommen und du musst sie verarbeiten, beziehungsweise neutralisieren. So kann es zum Beispiel sein, dass ein traumatisches Erlebnis nochmals durchlebt wird. So kannst du aber nach und nach dein Unterbewusstsein/ Körper reinigen. Falls du dies jedoch weiter verdrängst und die Verspannungen nicht gelöst werden, kommt es unter Umständen zu immer stärkerer Einengung deiner Atmung. Du fühlst dann zwar die unangenehme Emotion nicht mehr, schliesst dich aber eben auch von allem Positivem ab. Mit anderen Worten, du kannst dich selbst gar nicht mehr leben. Gut sieht man das zum Beispiel beim Singen: Damit die Stimme voll und kräftig ist und allen Feinheiten Ausdruck verleihen kann, müssen alle Muskeln im «Orchester» richtig mitspielen, ansonsten kann sich die Stimme nicht voll entfalten.

Ein jeder macht emotional Erlebnisse durch, die sich teils auch im Körper festsetzen. Doch mit den speziellen Übungen kannst du dich von diesem Spannungspanzer wieder befreien und die Energie neutralisieren. Mehr noch: Wenn du regelmässig übst und ein gutes Gefühl für deinen Körper erlangst, kannst du Stressfaktoren mit der Zeit schon neutralisieren, bevor sie sich festsetzen können. Je mehr du übst, desto grösser wird dein Polster – das Kapital an Stressresistenz erhöht sich. Das ist das Wesen der «Martial Art». Überlege dir: Was haben Krieger leisten müssen, um zu überleben, als sie einander Auge in Auge gegenüberstanden? Alles ist in uns drin und nur bedingt von äusseren Faktoren abhängig. Du siehst, Kampfkunst geht nicht ohne Energie und Energie nicht ohne Atmung. Im SKEMA-Trainingsprogramm ist es die Atmung, die alles verbindet, sie wird sich wie ein rotes Band durch alle Programme ziehen, du nimmst also immer etwas an Energie und an Selbstverteidigung in den Alltag mit – egal welches Programm du trainierst.

Vortrag von Si Gung Suny Kamay
Verfasst von Lehrern der SKEMA

Energietraining ist Kampfkunst und Kampfkunst ist Energietraining

SKEMA steht für Gesundheit auf allen Ebenen. Dafür wendet sie Methoden der inneren Kampfkünste (Tai Chi, Qi Gong, Pa Kua, etc.) als auch der äusseren Stile (Wing Chun Kung Fu, Eskrima etc.) an. Die SKEMA Kampfkunst strebt dabei keine einseitige, sondern eine harmonische Entwicklung des Menschen an. Echte Kampfkunst fördert den Menschen in seiner Ganzheit. Dies sowohl auf der körperlichen Ebene (ausgewogenes Training für den ganzen Körper) sowie auch auf emotional-mentaler Ebene (Kontrolle von Emotionen zur besonnenen Handlung anstelle von z.B. schüren von Aggressionen). Echte Kampfkunst fördert den Menschen in seiner Ganzheit und führt so zu körperlicher, emotionaler, mentaler Gesundheit.

Atmung als entscheidender Faktor

So wie der Fisch das Wasser zum Leben braucht, ist die Atmung die erste und wichtigste Nahrung des Menschen. Jede Zelle atmet. Zudem bildet die Atmung ein Bindeglied zwischen dem Körper, den Gefühlen und Gedanken und kann direkt auf das ganze System «Mensch» einwirken! Eine geschulte Atmung fördert die Verdauung, reguliert den Muskeltonus und beruhigt seine Gedankenwelt sowie seine Gefühle. Die geschulte Atmung ist jedoch auch essenziell in Stresssituationen und somit für die Selbstverteidigung. Ein physischer Angriff kommt unerwartet und ist auch eine mentale und emotionale Herausforderung.

Im Stress gelassen bleiben

Viele Prozesse im Körper geschehen autonom, was uns das Leben vereinfacht. Andererseits können uns diese autonomen Vorgänge in einer Gefahrensituation hemmen oder sogar lähmen. Diese Mechanismen lassen sich durch die Atmung regulieren. Gezielte Stressminderung und Furchtbewältigung nach angewandter Skema-Methode kreieren ein neues Leben und Empfinden. Dadurch resultiert ebenso ein anderes Verhalten mit Konfliktsituationen. Starke Emotionen, namentlich die Angst, lassen uns unkontrolliert Handeln. Innere Ruhe und emotionale Ausgeglichenheit, welche durch die Stile wie Tai Chi oder Qi Gong – oder Kampfkunst im Allgemeinen – angeeignet werden können, lassen uns besonnener und bedachter reagieren.

Gesundheit im Alltag durch Kampfkunst

Der Erfahrung zu Folge, dass der Umgang mit alltäglichen Gefahren wie stürzen, ausrutschen, anstossen etc. den Trainierenden befähigen, sowohl seinen Körper als auch seine Atmung zum instinktiven Reagieren und so die Verletzungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren, ist echte Kampfkunst ein echter Begleiter im Alltag.

Text von Marcel Haas 20.10.2020 (dipl. Skema-Instruktor und Schulleiter Skema-Kampfkunstschule St. Gallen Ost, med. Masseur mit eidg. FA, dipl. Kieser Instruktor SAFS).