Kampfkunst auf der Rheininsel

Im Schuljahr 2023/2024 besuchten 75 Kinder der 1./2. Klasse sowie 19 Kinder der 3. Klasse der Schule Kirchenfeld in Diepoldsau das Projekt «Selbstvertrauen & Selbstverteidigung». Die Schülerinnen und Schüler schlossen dabei die erste Prüfungsstufe ab.

Training ohne Worte

10.10 Uhr: Die Schülerinnen und Schüler der 1./2. Klasse treffen nach und nach in der Turnhalle ein. Im Hintergrund läuft ruhige Musik. Die Kinder kennen «ihren Platz», markiert durch die Turnhallenlinien und setzen sich hin. Hie und da sprechen die Kinder noch miteinander. Sobald alle da sind, startet die Trainingseinheit. Nun verstummen die Gespräche. Zuerst wird am Platz kurz aufgewärmt, die Gelenke und Muskeln auf die dynamischen Übungen vorbereitet. Dies alles geschieht ohne Worte. Die Schülerinnen und Schüler spiegeln die Bewegung der Instruktorin wider.

Den Fokus auf sich selbst legen

Auch während dem weiteren Trainingsverlauf weist Mirjam Tanner, Kampfkunstinstruktorin und Lehrperson, immer wieder darauf hin, leise zu sein und auf die eigenen Bewegungen zu achten. Dies fällt einigen Kindern leicht, anderen eher schwer. «Die Kombination von Stillsein und Bewegungslernen ist meiner Meinung nach ein sehr gutes Übungsfeld für die Impulskontrolle», sagt Mirjam Tanner. «Auch dass viele Übungen im Takt ausgeführt werden, fordert die Kinder zunächst. Gerade beim Erlernen einer Bewegungsfolge sind die Kinder zuerst einmal stark damit beschäftigt, die vorgezeigten Bewegungen nachzuahmen. Mit der Zeit und genügend Wiederholungen wissen sie die nächsten Schritte bereits auswendig, müssen jedoch ihren Bewegungsimpuls kontrollieren und die Bewegung auf Takt ausführen.» Im Verlauf des Projektes ist es dann schliesslich sogar möglich, dass sich die ganze Klasse im gleichen Takt bewegt, ohne dass der Takt von der Instruktorin vorgegeben wird. Die Kinder lernen nämlich ihre Bewegungen an den Takt der anderen Kinder anzupassen. Das beeindruckte Eltern und Lehrpersonen.

Prüfung als krönender Abschluss

Bei der letzten Trainingseinheit absolvieren sowohl die 1./2. Klässler als auch die 3. Klässler ihre Prüfung. Dabei sind die Eltern als Zuschauende eingeladen. So staunen auch die Eltern der 3. Klässler nicht schlecht, als die ganze Klasse den achtteiligen Bewegungsablauf synchron vorzeigt – auch hier ohne die Taktvorgaben von Ali Güldal, Instruktor und Leiter der SKEMA Kampfkunstschule in Balgach.

Die Prüfung beginnt mit einem knapp dreiminütigen Kurzvortrag. Dabei erläutert Ali Güldal den anwesenden Eltern die «drei Phasen» der Kampfkunst, um so den Eltern einen einfachen Überblick der Kampfkunst zu verschaffen.

Einen kurzen Überblick übers Trainingsprogramm – von Jung bis Alt

In der «ersten Phase» (Jung) wird der Vergleich zum Alphabet gezogen, wonach die tiefen Stände in der Kampfkunst wie Pferdestand (Ma bu), Bogenstand (Gong Bu) und die weiteren 6 Stände so unumgänglich sind wie die Vokale A, E, I, O, U.

In der «letzten Phase» (Alt) gemessen am ganzen Trainingsprogramm schult sich der Körper – und das ausschliesslich im Erwachsenentraining – in der bewaffneten sowie unbewaffneten Selbstverteidigung gegen einzelne oder mehrere bewaffnete und unbewaffnete Angriffe, wobei der Bezug hier der Zentrallinie des Körpers die eigentliche Bedeutung zukommt.

In der «höchsten Phase» (Jung & Alt) werden die Zyklen von Energien im Körper erwähnt, die entsprechend dem Wissensbereich der Kampfkunst die obigen Körperstände voraussetzen um daraus das «Chi» (Energie) zu gewinnen. So kann diese gewonnene Energie sich in verschiedene Formen ausdrücken – «Mut» ebenso wie die «Zielstrebigkeit».

Danke!

Bereits im nächsten Schuljahr soll es mit dem Projekt weitergehen. Ein Nachfolgeprojekt ist bereits in Planung. Wir danken allen beteiligten Lehrpersonen sowie der Schulleitung für die Unterstützung und Mithilfe.

(Text: fv skema/mit/ali 06.06.2024)