SKEMA Energietraining – zurück ins «Jetzt»

Was bedeutet das? Bereits im Akronym SKEMA ist Energie enthalten: Suny Kamay Energy & Martial Arts Academy. Der Ausdruck Energie repräsentiert hierbei den kräftigenden und gesundheitlichen Aspekt aus dem Wissensschatz der Kampfkünste. Dass die traditionellen Kampfkünste ursprünglich dieses Wissen beinhalten, liegt auf der Hand: Klar, der körperlich Starke hat grundsätzlich bessere Karten in einer Auseinandersetzung – ebenso wichtig ist die mentale Stärke und der Umgang mit den Emotionen.

Der Kampf in der direkten Konfrontation mit möglicherweise fatalem Ausgang ist der grösste Stress, dem ein Mensch ausgesetzt sein kann. Die Kampfkünste beinhalten Techniken, um damit umzugehen, um handlungsfähig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie lehren uns, wie man Stress in Folge von Traumata oder scheinbar ausweglosen Situationen abbaut. Die entsprechenden Übungen lassen sich problemlos in den weniger martialischen modernen Alltag übertragen, und der Praktizierende kann sich an der befreienden und vitalisierenden Wirkung täglich erfreuen. Er hat mehr Energie, seine Aufgaben zu bewältigen, mehr Energie, um gesund zu bleiben, mehr Energie, um sein Leben und sein persönliches Umfeld positiv zu beeinflussen.

Dieser Energie-Anteil ist seit jeher ein integraler Bestandteil des SKEMA-Trainings. Si Gung Suny Kamay hat auch in diesem Aspekt der Kampfkunst lange geforscht, jeden erdenklichen Stein umgedreht und eine enorme Anzahl von Methoden erlernt. Das Wissen um die Energie ist in jeder SKEMA Disziplin enthalten. Im Energie Training wird auf eine eher ruhige und sanfte Art darauf fokussiert. Das Training umfasst die bewährtesten Methoden für den Menschen westlichen Lebensstils, um die erwünschte Wirkung, z. B. morgendliche Aktivierung oder abendliche Entspannung und Gedankenruhe, zu bewirken. 

Hierin liegt auch der Unterschied zu direkt aus den asiatischen übernommenen Methoden, die nicht sofort für jedermann und in jedem Alter anwendbar sind. Als umfassendes Trainingssystem bearbeitet das Energietraining alle Ebenen des Menschen. So wirkt es auf den Körper kräftigend und flexibilitätsfördernd, auf die Emotionen balancierend und aufhellend und auf die Gedanken je nachdem beruhigend oder anregend.

Dem Prinzip „Body over Mind“ folgend wird über den Körper durch aktive und passive Bewegung kombiniert mit Atmung gearbeitet. Jede Gewohnheit, jedes Gedankenmuster und jede inhärente Emotion hat seine Wiederspiegelung im Körper. Der Einfluss von Erinnerungen und Emotionen auf den Bewegungsapparat und die Organe sind heute denn auch weitgehend anerkannt. Durch anhaltendes richtiges Training kann man also nicht nur seinen Körper ins Lot bringen, sondern auch auf emotionaler und gedanklicher Ebene innere Hindernisse überwinden. Das erfrischende Gefühl der inneren Ausgeglichenheit, des spannungsbefreiten Körpers und nach gewisser Übungszeit auch das Erleben des Chi – die in den traditionellen Gesundheitsschulen erwähnte Lebenskraft – will man mit der Zeit einfach nicht mehr missen.

Gewiss, anders als in den frühen 80er Jahren findet man heute bereits in jedem Heftli oder Videoblog Kurzanleitungen für einzelne Atem- und Entspannungsübungen, deren „Erfindung“ sich ein einzelner Autor zuschreibt. Dies wird der Komplexität und Tradition dieser Wissenschaft jedoch nur sehr bedingt gerecht, weil ein Lehrer individuell auf die Gegebenheiten des Trainierenden eingeht. Auch sind die neu „erfundenen“ Übungen meistens bereits seit vielen hundert Jahren bekannt. So gibt es z.B. Aufzeichnungen von Sufi-Orden, welche deren kontinuierliche Forschung über die Wirkung der Atmung auf den Menschen seit mehr als einem Jahrtausend dokumentieren.

Unser Anspruch ist es, den Schüler in einem einfachen und wirkungsvollen Training zum bestmöglichen Ergebnis zu führen. Die erlernten Übungen können problemlos in den Alltag integriert und täglich angewendet werden.

SKEMA Kampfkunstakademie Schweiz

Ein Weg zur Erweckung von selbstregulatorischen Kräften

Arbeiten an der Gesundheit mit der Hilfe von Qi Gong und Tai Chi

Schmerzen oder auch das Leiden hat in unserem endlichen Leben eine zentrale Bedeutung. Der Schmerz ist der Indikator eines körperlichen, emotionalen oder mentalen Ungleichgewichts und somit ist die Anerkennung der Schmerzen der erste Schritt auf dem Weg der Heilung.

Tatsächlich sind Schmerzen nicht nur für sogenannte chronische Schmerzpatienten eine alltägliche und prägende Erfahrung. Für einen Teil der Menschen werden die Lebensbedingungen so schwer, dass Körper, Geist und Emotionen rebellieren.

Dabei spielt die Psyche eine wesentliche Rolle. Negative Emotionen wie Angst, Stress, Trauer usw. können Schmerzen hervorrufen. Oft ist der Griff zu einem Medikament für viele der einzige Ausweg. Die Nebenwirkungen werden bewusst oder unbewusst in Kauf genommen, auch wenn viele Medikamente den Ursprung des Ungleichgewichts nur selten bekämpfen, sondern vorwiegend die Symptome unterdrücken.

Was tun? Eine Kombination aus ganzheitlichen Therapien, wie meditative Bewegungstherapien aus dem Qi Gong (Chi Kung) oder Tai Chi, Schröpfen, Akupunktur oder Fussreflexzonenmassage können den Körper stärken und gleichzeitig aber auch Geist und Emotionen beruhigen. Entscheidend dabei ist die Atemtechnik – Die Kontrolle des Atems ist eine der höchsten Stufen überhaupt in der Energie- und Meditationslehre. Schon eine einfache Anleitung dafür verhilft zu einem Zustand tiefer Entspannung, Ruhe und innerem Frieden. Der Mensch ist fähig, unvorstellbare Kräfte zu entwickeln und zu mobilisieren, man braucht dazu nur das nötige Wissen.

Die SKEMA Kampfkunstakademie bietet solche ganzheitliche Trainingsmethoden an. Das Training richtet sich an Personen, welche unabhängig von Alter und Kondition ihre Lebensenergie stärken wollen und auf sanfte Art etwas für ihre geistige und körperliche Gesundheit tun möchten.

Redaktion FV SKEMA 08.12.2020

Kontaktloses Selbstverteidigungstraining

Die momentane „Corona- Situation“ erfordert, dass ein Kampfkunsttraining, namentlich die Selbstverteidigung, ohne Körperkontakt ablaufen muss. Wir erinnern uns: Kampfkunst ist eine Notwendigkeit – wie kann das also gehen? Das Training mit Abstand ist nicht nur möglich, sondern direkt auch nützlich, um besondere Aspekte der Kampfkunst hervorzuheben. Es kann also zwischenzeitlich sehr förderlich sein!

Der Trainingsfokus kann hierdurch etwas weg von einzelnen Techniken, mehr auf das „Gesamtkörperverhalten“, auf den Umgang mit Druck und Zug und die gute Struktur gelegt werden, sozusagen auf das unabdingbare Fundament der Kampfkunst. Es werden also primär nicht Techniken für bestimmte Verteidigungssituationen trainiert, sondern Prinzipien und Reflexe auf vielfältigste Art und Weise, die sich vorteilhaft auf die Selbstverteidigung aber auch für das Alltagsleben auswirken. Das Ziel der „SKEMA Art“, den ganzen Körper mit seinen Armen und Beinen, Thorax, Atmung, Rumpf, Becken zu stärken und sensitiver zu entwickeln, bleibt dabei bestehen. Er wird damit befähigt, mit sämtlichen Krafteinwirkungen wie „Schlag oder Sturz“ reflexartig umzugehen. Es ist dabei nicht mehr der Arm oder das Bein, das reflexartig reagiert, sondern der ganze Körper.

Nach einer solchen „Körperfeinschliff“-Trainingsphase ist man oft überrascht, welche Fortschritte man gemacht hat! Es lohnt sich also.

Text SKEMA Kampfkunstakademie Schweiz 27.11.2020

Kampfkunst aus Sicht eines Facharztes (Rehamedizin, Sportmedizin und Allgemeinmedizin)

Die älteste Kunst

Wahrscheinlich ist die Kampfkunst die älteste Kunst der Menschheit. Der Mensch als Spezies, die keine Klauen, Hörner, Giftapparate oder Panzerungen besitzt, entwickelte die Fähigkeit zum Gebrauch von Gegenständen. Dies stellte sich als äusserst erfolgreich heraus im Kampf ums Überleben. Raubtiere konnten abgewehrt werden und Hunger konnte man nicht nur durch Sammeln, sondern auch durch Jagen beheben. Ein Speer alleine sicherte jedoch noch nicht das Überleben gegen einen zigfach stärkeren Bären, erst der gekonnte Umgang damit. Die Kunstfertigkeit im Waffengebrauch musste daher beständig weiterentwickelt und an die Nachkommen überliefert werden. Erst nachdem der Mensch sein Leben und dasjenige seiner Sippe einigermassen schützen konnte, hatte er Kapazität, sich anderen Künsten, wie Töpferei oder Höhlenmalerei zuzuwenden.

Zweierlei Antriebe

Alle Gegenstände und Fertigkeiten ermöglichen eine Nutzung zum Guten wie zum Schlechten. Allein der Mensch entscheidet aus welchem Antrieb er sie benutzt. Mit Küchenmesser und Feuer können Mahlzeiten zubereitet aber auch Verletzungen und Brände verursacht werden. Malerei und Schreibkunst können für erhabene Gefühle sorgen, aber ebenso zu demütigenden Karikaturen und verleumdenden Flugblättern führen. Auch die Kampfkunst kann sowohl zum Schutz von anderen als auch zur Durchsetzung seines eigenen Willens eingesetzt werden.

Gewalt

„Schrecklich immer, auch in gerechter Sache, ist Gewalt“ (Reding in Schillers Wilhelm Tell). Gewalt sollte niemals leichtfertig eingesetzt werden. Sie kann jedoch als letzte Möglichkeit notwendig sein. Dazu drei Beispiele:

  1. Ein Bär findet einen Bienenstock und will sich am Honig vergreifen. Er wird von der Biene gestochen.
  2. Gretel schubst die Hexe in den Ofen.
  3. Wilhelm Tell erschiesst den Landvogt Gessler.

Die drei Beispiele haben folgende Gemeinsamkeiten:

  • Die Gewaltanwendung scheint gerechtfertigt, da ihr ein grosses Unrecht voranging und durch die Gewalt noch schlimmeres verhindert werden konnte. Der Bär hätte durch das Rauben der fleissig angesammelten Vorräte das Überleben des Bienenvolkes gefährdet. Die Hexe hätte den gefangenen Hänsel verspiesen. Gessler hätte weitere sadistische Spielchen getrieben in der Weise wie er Tell befahl, auf sein Kind zu schiessen.
  • Die Gewalt wird nicht (nur) zum eigenen Vorteil, sondern zum Schutz von anderen eingesetzt.
  • Der Zweck der Gewaltanwendung rechtfertigt die Mittel, so dass es keine Regel bezüglich sportlicher Fairness gibt. Die Biene verwendet Gift. Niemand erwartet, dass sie sich mit ihren Ärmchen boxend gegen den Bären wehrt. Gretel nutzt eine List und bereitet der Hexe einen äusserst qualvollen Tod durch Verbrennen. Tell schiesst aus dem Hinterhalt. Er wird jedoch als Nationalheld betrachtet.

Im Leben ist es meist komplexer als hier dargestellt. Bei unklarem Sachverhalt kann es auch einmal angebracht sein, in vertretbarem Rahmen einzustecken, um nicht selbst zum Täter zu mutieren. Gewaltloser Widerstand kann bei einem einigermassen zivilisierten Aggressor funktionieren. Dies zeigte die Unabhängigkeitsbewegung Indiens unter der Führung von Mahatma Gandhi.

Die Frage des Stils

Körperliche Unterlegenheit kann durch geistige Raffinesse und Technik wettgemacht werden. Ein realistischer Kampfkunststil darf deshalb nicht durch Regeln eingeschränkt werden. Er funktioniert:

  • unaufgewärmt
  • in jedem Alter (z.B. trotz Hüft- oder Kniearthrose)
  • in jeder Kleidung (Jupe, Stöckelschuhe, Flip-Flops, Masken)
  • in jeder Umgebung (sitzend am Restauranttisch, eingeengt im Lift, auf vereister Strasse)

Die Bewegungen sollten den natürlichen Gegebenheiten des Körpers angepasst sein. Der Mensch vollführt in seinem Alltagsleben unzählige Greifbewegungen. Diese sind vom motorischen Ablauf her verwandt mit einem Faustschlag, bei dem ebenfalls der Arm nach vorne gestreckt wird. Ein Fusstritt ist bezüglich der Motorik um einiges anders als ein normaler Schritt und daher weniger der menschlichen Anatomie entsprechend. Zudem limitieren die klimatischen Gegebenheiten in unseren Breitengraden, mit häufig nassen und glitschigen Strassen, die erfolgreiche Ausführung eines akrobatischen Fusstritts. Kritisch hinterfragen sollte man auch Stile, bei denen mit nur einem Gegner minutenlang auf dem Boden gekämpft wird. Meist greifen mehrere zusammen einen einzelnen an. Wenn man nur mit einem von denen am Boden kämpft, wird man von den anderen getreten. Überdies liegen an konfliktreichen Orten oft Scherben am Boden.

Es sind nicht alle äusseren Kampfkunststile der körperlichen Gesunderhaltung zuträglich. Einige benutzen überaus harte Spannung, andere erzeugen durch Werfen und Fallen Verschleisserscheinungen an der Wirbelsäule und dritte zeichnen sich aus durch Abhärtungsübungen, die längerfristige Abnützungsschäden zur Folge haben. Die Praktizierbarkeit im Alter sollte jeweils kritisch hinterfragt werden. Es ist nicht nützlich, sich in den jungen Jahren behaupten zu können, während man dies im Alter wegen der Gesundheitsschäden, die man sich durch die Kampfkunst eingehandelt hat, nicht mehr kann.

Das Üben

Auf dem chinesischen Weg der Kampfkunstausbildung erlernt der Schüler erst waffenlose Techniken und wird zuletzt noch in Techniken mit Waffen unterwiesen. Bei den philippinischen Kampfkünsten wird meist erst mit einem Stock das Kämpfen erlernt. Der Stock steht dabei als Prinzip für alle irgendwie verfügbaren Gegenstände, die im Alltag immer in Griffweite sind. Das sind beispielsweise Regenschirm, Küchenmesser, Kugelschreiber oder Flasche. Wenn der Schüler dies gemeistert hat, lernt er auch, sich ohne Waffe zur Wehr zu setzen.

Wichtig ist das Miteinander statt Gegeneinander. Es verhält sich wie beim Paartanz. Wenn beide Tanzpartner miteinander kooperieren, wird der einzelne für sich besser. Arbeiten sie jedoch gegeneinander, gibt es keinen Fortschritt, weil sie sich in ihrem Lernprozess fortwährend behindern. Kooperation und Selbstlosigkeit ist etwas, was unserer wetteifernden, individualbetonten westlichen Mentalität auf Anhieb eher schwer fällt. Aber nur indem man den Übungspartner als Widerstand zum Selbstentdecken des eigenen Körpers sieht, lernt man. Falls beide im anderen nur ein Objekt zum Besiegen und damit zum Aufpolieren ihres Egos sehen, ist kein Lernprozess möglich. Durch das gegenseitige Geben eines realistischen und wohlwollenden Widerstandes meistern beide allmählich ihren Körper und ihre Ängste.

Gerade in Zeiten von Pandemien («Corona-Jahr 2020») werden die in der SKEMA Kampfkunstakademie entwickelten «Long Pole»-Anwendungen gegenüber Leerhandtechniken oder -bewegungen in einem kontaktlosen Selbstverteidigungsprogramm ausgestaltet. Die SKEMA folgt weiter seinem Prinzip einer vereinenden Kampfkunstart, die der stetigen Forschung, Lehre und Wandlung gerecht werden soll.

Innere Stile für körperliche Gesundheit

Der Stärkste kann von einem simplen Grippevirus kampfunfähig gemacht werden. Aus diesem Grund ging es in der Kampfkunst seit jeher auch um die Gesundheit. Nur wer nicht erkrankt ist, kann kämpfen. Das noch in der Antike vorhandene Wissen über die Körperkultur wurde während dem Mittelalter im Osten erhalten. So sind zum Beispiel in der traditionellen indischen und auch chinesischen Medizin zahlreiche Übungen wie Yoga, Qi Gong und Tai Chi zur Gesunderhaltung des Körpers beschrieben. Diese werden seit Jahrhunderten von vielen Menschen erfolgreich praktiziert. Statt gegen einen äusseren Gegner wird gegen Feinde im eigenen Körper, wie Bakterien oder Viren, gekämpft. Da der Kampf im Inneren stattfindet und von aussen nicht sichtbar ist, werden sie als innere Stile bezeichnet. Die Entwicklung von inneren und äusseren Stilen konnte in beide Richtungen erfolgen: Beim Shaolin-Kung-Fu wurden Bewegungen, die ursprünglich als innerer Stil gymnastisch waren, modifiziert zur Selbstverteidigung. Beim Tai Chi wurde eine äussere Kampfkunst umgestaltet, so dass fast nur noch «gymnastische» Aspekte übrig blieben.

Der Kampf mit sich selbst

Der Kampfkünstler setzt sich mit Kräften auseinander, die unmittelbar auf seinen Körper ausgeübt werden. Durch das Üben realisiert er mit der Zeit, dass dies vom Erleben her vergleichbar ist mit Kräften, die vom Alltagsleben auf ihn einwirken:

  • Ein hektischer Arbeitsalltag löst Angst aus zu versagen. Man fühlt sich in die Enge getrieben und gestresst. Dies ist wie im Training, wenn Fäuste auf einen hereinprasseln. Durch Üben erlernt man, diese Fäuste abzuwehren. Die Fäuste verlieren ihre erschreckende Wirkung. Man gewinnt das Vertrauen, dass alles auf einen hereinprasselnde – ob Faust oder Alltagsproblem – abgeschwächt oder abgelenkt werden kann.
  • Eine Meinungsverschiedenheit mit einem Kollegen löst Ärger aus. Dies ist zu vergleichen, wie wenn man im Training mal einen Magenbox einstecken muss. Die Emotion Ärger wurde im Training mit dem Reaktionsmuster verknüpft, dass man dem anderen trotz Schmerz und Ärger verzeiht im Wissen, dass er es kaum absichtlich gemacht hat, und dass Einstecken halt auch mal möglich ist, ohne etwas zu verlieren.

So ermöglicht das Meistern der Prinzipien gegen mechanisch spürbare Kräfte zunehmend eine Übertragung gegen die weniger greifbaren Kräfte der Alltagsprobleme. In einem dritten Entwicklungsschritt folgt das Realisieren, dass man selbst sein grösster Gegner ist. Die Kampfkunst wird dann im Wissen weiterbetrieben, dass der vom Training resultierende Umgang mit mechanischen Kräften sich auch übertragen lässt auf die im eigenen inneren tobenden Gefühlskämpfe.

Text von Dr. med. Emanuel Steinhauer (Hauptfassung vom 25.05.2013, Anpassung am 10.11.2020)
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, für Sportmedizin und Rehamedizin
Vizepräsident des Fördervereins SKEMA

Kampfkunst im Alltag

Die therapeutische Wirkung von Tai Chi, Qi Gong, Yoga etc. sind mittlerweile vielseits bekannt.

Diese Begriffe weiter zu unterscheiden, wird zu keinen weiteren Erkenntnissen führen. Um deren Wirksamkeit bedarf es um zwei grundsätzliche Unterscheidungen. Nämlich die von «Kampfsport» und «Kampfkunst». Nun worin liegt der Unterschied? Kurz gesagt, in allem.

Während der Kampfsport auf den Erfolg wie Ansehen, Pokale etc. zielt und dafür eine «Arena» nutzt, beleuchtet er vor allem den physischen Aspekt. Diese Abnutzung schadet langfristig dem Körper. Einem Körper, dem Schaden zugefügt wird, dessen Lebenseinstellung nimmt gleichermassen Schaden an – und damit auch sein «Spirit». Kampfsport pflegt das Ego. Es darf einem jungen Menschen gegönnt sein, den Weg des Kampfsportes zu wählen, auch weil er sich dadurch (noch) als «physisch fit» ansieht, jedoch muss ihm ebenso eingeräumt werden, dass es begrenzt ist. So ist es nicht selten, dass bereits nach 25 Jahren der Körper erste «Signale schlägt», mit 30 Jahren bereits einen «Alarm ausruft» und mit 35 Jahren die «körpereigene Energie angezapft» wird (der «Raubbau» wird spürbar). Kampfsporttreibende tragen nicht selten darüber hinaus physische und bleibende Schäden davon (Rücken-, Knie- oder anderweitige Gelenkprobleme, Lähmungserscheinungen, Parkinson etc.). Es ist selbstredend, dass dadurch die Lebensqualität eingeschränkt wird.

Die Kampfkunst (Martial Arts) zielt auf ganz andere Aspekte. Sie soll/muss den Praktizierenden durch das ganze Leben hindurch begleiten. «Mit 35 Jahren fängt es doch erst richtig an». Alle Übungen (es wird bewusst auf die Formulierung «Technik» verzichtet; Übungen sind keine Techniken) zielen auf die Stärkung des Sehnenapparates, auf den Muskelapparat, auf die Flexibilität der Gelenke, sodass der Beweglichkeit (Mobilität) einen grösseren Umfang eingeräumt werden kann («range of motion»). Die Selbstverteidigung ist in dieser Kampfkunst beheimatet.

Diese erhöhte Beweglichkeit (Mobilität) lässt wieder viele fröhliche Momente zu, sei es beispielsweise beim Tanzen, dem Erleben von Enkelkindern oder bei einem Spaziergang durch Wald und Wiese. Diese Beweglichkeit und die damit freigesetzte (zurück gewonnene) Fröhlichkeit begründet Kampfkunst.

Der Körper kann als einen «Tempel» angesehen werden, worin sein «Spirit» über das Denken, über das Fühlen, über das Handeln sich einfindet. Die SKEMA Kampfkunstakademie erforscht, lehrt und trainiert diese Aspekte im Rahmen wissenschaftlicher Kriterien in ihren eigenen Kampfkunstschulen bzw. wendet Aspekte von erforschten Kampfkünsten als Therapiemethoden in ihren eigenen Praxen an.

Nicht selten wird Tai Chi, Qi Gong, Yoga etc. mit den «Inneren» Kampfkunststilen gleichgesetzt. Das ist zwar nicht falsch aber im Sinne einer umfänglichen Aufklärung auch nicht ganz richtig. So kann es durchaus sein, dass die benannten Stile optisch wie «Innere Stile» daherkommen, im Eigentlichen jedoch auf die äussere Wirkung zielt wie die Pflege des Bewegungsapparates, Bewegungsvielfalt, Koordination, Flexibilität etc. Demzufolge kommt sie eher einem «wirkungsvollen Gesundheitssystem» als einer «echten Kampfkunst» nahe. Kampfkunst ohne das sogenannte «Innere», also ohne das benannte im wirklichen Sinn (nicht optisch, sondern fühlbar) kann nicht als Kampfkunst bezeichnet werden. Es existieren Kampfkunststile, die von «Aussen» zum «Inneren» wirken und andere wiederum arbeiten sich vom «Inneren» zum «Äusserlichen» – vergleichbar mit einem Pferd, worauf der eine Reiter von der linken und der andere Reiter von der rechten Seite das Ross besteigt. Ross und Reiter blicken in dieselbe Richtung.

Somit sei hier festgestellt, dass kein «Kung Fu» existiert, ohne dass das «Qi Gong» darin enthalten ist und kein «Qi Gong» existiert, ohne dass das «Kung Fu» darin enthalten ist. Auch in anderen Kampfkunststilen wie Choy Lee Fut, Hung Gar, Hsing-I, etc. können derartige Parallele beobachtet werden. Die Übungen können zwar unterschiedlich aussehen, das Bewusstsein darin jedoch oder die Atemmethoden dazu können gleich sein. Echte Kampfkunst führt zu einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Die Klassifizierung von Kampfkünsten kann nun je länger je mehr nicht weiter (hat es übrigens nie) zum Ergebnis führen, es ist DIE Kampfkunst, die dazu führt. Ist die Möglichkeit einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen im Wing Chun Kung Fu oder im Eskrima (Stock- und Messerkampfkunst) oder im Tai Chi oder in anderen Kampfkünsten enthalten? Ja, sie ist (sofern sie echt und erforscht sind). Es sind die Wege dazu, die den Unterschied ausmachen werden.

Für diesen Entwicklungsprozess braucht es viel Zeit. Zeit, die wir entweder nicht haben oder die wir uns nicht nehmen oder eben beides. Dauert etwas übers «Zähneputzen» hinaus (3 Min.), wird es (zu) lange. Aus diesem Grund wird das wirkungsvolle Training meist verworfen oder so ausgestaltet, dass für einige Zeit viel und lange trainiert wird und andere Zeit wieder gar nicht. Diese Trainingsausgestaltung führt nicht wirklich zu fruchtbaren Ergebnissen – über die ganze Lebensdauer gesehen. Si Gung Suny Kamay: «Das Stetige ist der Schlüssel zum wahren Erfolg».

Die SKEMA Kampfkunstakademie erforschte während einigen Jahren u. a. zu diesem Thema. So stand der Wirkungsgrad von Kampfkunsttraining zur investierten Zeit sich gegenüber. Dafür führte sie in sechs von ihren 24 Schulen eine Forschungsgruppe ein (dem sogenannten «Palakabanate»-Labor), worin ganz gezielt der Umgang mit Stress (Anmerkung: Der Stressgrad war beim Krieger [Kriegskunst = Kampfkunst] am höchsten) trainiert wird (Stressbewältigung) und die Lehren aus Muskelverspannungen gezogen werden konnten, also wieso sich Verhärtungen im Muskel bilden, woher die Gründe dieser Verspannungen stammen, wie diese Verspannungen gelöst werden etc. Die Laborgruppe «Palakabanate» zeigte hierbei einen grossen Erfolg. Diese Erfolge können und dürfen sich hinsichtlich der Kampfkunststilen nicht mehr klassifizieren lassen, denn sie verschmelzen in jeder Kampfkunst, es entsteht die Symbiose – alles wird eins.

Wie gestaltet sich dieser Effekt im Trainingsbetrieb der SKEMA-Kampfkunstschulen aus?

In 50minütigen Trainingseinheiten bietet sie täglich (Montag bis Freitag) und zweimal am Abend die Kampfkunst an, worin effektiv und nachhaltig trainiert wird – sei es dadurch die eigene Selbstverteidigung zu erlernen oder zu verbessern oder um die eigene Energie zu fördern oder zu stärken. Der weitere Effekt kann durch Hausaufgaben («SKEMAatHome») erzielt werden, welche jeweils ca. 7 Minuten umfassen und vom Instruktor begleitet werden.

Die Essenz aus der Forschungsgruppe «Palakabanate» kann nun mehr in alle Kampfkunsttrainings wirkungsvoll eingesetzt werden und darüber hinaus nützlich ins Alltag gebracht werden. Durch die eigene Befähigung, die Muskeln zu entspannen bei fliessender Atmung und damit die Flexibilität zu erhöhen, reichere ich mir Lebensqualität an.

Die Übungen werden in der SKEMA Kampfkunstakademie so konzipiert, dass sie einfach zugänglich sind und den Lebensumständen hier zu Lande gerecht werden (Bsp. Während der Asiate einen «Lotussitz» für eine Übung einnimmt [weil er entsprechend seinen Körper im Alltag benutzt], nimmt der Europäer für dieselbe Übung eine andere für ihn alltägliche Körperhaltung ein – es zielt auf dieselbe Wirkung [und darum geht es]). Eine äussere Nachahmung würde den eigenen Körper immer wieder «Anecken» lassen (Schmerz). Das richtige Verständnis für die Übungen hingegen gibt dem Praktizierenden die Möglichkeit, seine Wirkungskraft dafür zu entfalten.

Vortrag SiGung Suny Kamay 27.10.2020
Verfasst von Redaktion Förderverein SKEMA 03.11.2020

Der Atem ist die Brücke zwischen Körper, Geist und Emotionen – alles spielt sich in dir ab.

Warum legen wir soviel Wert auf die Atmung? Die Atmung ist das verbindende Glied zwischen Körper, Geist und Emotionen. Sie wird von allen beeinflusst, kann aber auch auf alles Einfluss nehmen. Alle alten ernsthaften Kampfkünste beinhalten immer auch innere Arbeit und somit stets auch Methoden der Atmung. Um ein guter Kampfkünstler zu sein, musst du jeden Muskel deines Körpers unter Kontrolle haben, musst ihn fühlen, ihn benutzen können. Du musst mit jedem Teil von dir Kontakt in kommen – das gelingt über den Atem. Der Weg ist es, sämtliche Techniken/Methoden aus den Kampfkünsten direkt im Alltag für dich nutzbar zu machen, so dass du bei jeder Tätigkeit bei jeder Bewegung und Gelegenheit die Kampfkunst trainieren und ihre Wirkung nutzen kannst.

Ist der Kontakt vorhanden, kannst du dich als ganzen Menschen wahrnehmen und fühlen. Erst so kannst du dein volles Potenzial entwickeln und zwar nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf emotionaler und mentaler Ebene. Erst wenn du dich frei fühlst, frei atmen kannst, wirst du Freude erleben und deine Gedanken werden entsprechend andere sein! Siehe, wenn du eine Emotion hast, hat das auch Einfluss auf deine Atmung und die Spannung in verschiedenen Muskeln. Erschrickst du zum Beispiel, kommt dein Atmen ins Stocken und dein Zwerchfell und deine Nackenmuskeln verspannen sich. Die Sauerstoffzufuhr und der Blutfluss in den Muskeln werden vermindert, welche damit Energie zum Kopf leitet. Hält dies länger an, ohne dass du die Spannungen neutralisieren kannst, setzt das Muskelerinnerungsvermögen ein und die Verspannungen werden chronisch, die Emotion an sich merkst du nicht mehr. Da dies unangenehm ist, flüchten Personen oft vor unangenehmen Situationen oder lenken sich mannigfaltig ab, damit gar keine Emotion mehr aufkommen kann.

Nun, da wir in der jetzigen Situation («Coronazeit») alle dicht zusammen zu Hause sind, kann es rasch zu Emotionen kommen, auch weil wir den Umständen nicht entfliehen können. Wir sollten darin aber eine Chance sehen, um uns zu überlegen, wieso wir denn soviel Ablenkung brauchen. Die Familie und das zu Hause sollte ein Ort sein, an dem wir uns wohlfühlen. Wir sollten daran arbeiten und so auch innerlich näher zusammenrücken. Vielleicht sehen wir, dass viele eventuell kostspielige Ausflüchte gar nicht mehr wichtig sind.

Werden länger bestehende Verspannungen bearbeitet, durch dich selbst oder beispielsweise durch einen guten Masseur, können die gespeicherten Emotionen wieder zum Vorschein kommen und du musst sie verarbeiten, beziehungsweise neutralisieren. So kann es zum Beispiel sein, dass ein traumatisches Erlebnis nochmals durchlebt wird. So kannst du aber nach und nach dein Unterbewusstsein/ Körper reinigen. Falls du dies jedoch weiter verdrängst und die Verspannungen nicht gelöst werden, kommt es unter Umständen zu immer stärkerer Einengung deiner Atmung. Du fühlst dann zwar die unangenehme Emotion nicht mehr, schliesst dich aber eben auch von allem Positivem ab. Mit anderen Worten, du kannst dich selbst gar nicht mehr leben. Gut sieht man das zum Beispiel beim Singen: Damit die Stimme voll und kräftig ist und allen Feinheiten Ausdruck verleihen kann, müssen alle Muskeln im «Orchester» richtig mitspielen, ansonsten kann sich die Stimme nicht voll entfalten.

Ein jeder macht emotional Erlebnisse durch, die sich teils auch im Körper festsetzen. Doch mit den speziellen Übungen kannst du dich von diesem Spannungspanzer wieder befreien und die Energie neutralisieren. Mehr noch: Wenn du regelmässig übst und ein gutes Gefühl für deinen Körper erlangst, kannst du Stressfaktoren mit der Zeit schon neutralisieren, bevor sie sich festsetzen können. Je mehr du übst, desto grösser wird dein Polster – das Kapital an Stressresistenz erhöht sich. Das ist das Wesen der «Martial Art». Überlege dir: Was haben Krieger leisten müssen, um zu überleben, als sie einander Auge in Auge gegenüberstanden? Alles ist in uns drin und nur bedingt von äusseren Faktoren abhängig. Du siehst, Kampfkunst geht nicht ohne Energie und Energie nicht ohne Atmung. Im SKEMA-Trainingsprogramm ist es die Atmung, die alles verbindet, sie wird sich wie ein rotes Band durch alle Programme ziehen, du nimmst also immer etwas an Energie und an Selbstverteidigung in den Alltag mit – egal welches Programm du trainierst.

Vortrag von Si Gung Suny Kamay
Verfasst von Lehrern der SKEMA

Energietraining ist Kampfkunst und Kampfkunst ist Energietraining

SKEMA steht für Gesundheit auf allen Ebenen. Dafür wendet sie Methoden der inneren Kampfkünste (Tai Chi, Qi Gong, Pa Kua, etc.) als auch der äusseren Stile (Wing Chun Kung Fu, Eskrima etc.) an. Die SKEMA Kampfkunst strebt dabei keine einseitige, sondern eine harmonische Entwicklung des Menschen an. Echte Kampfkunst fördert den Menschen in seiner Ganzheit. Dies sowohl auf der körperlichen Ebene (ausgewogenes Training für den ganzen Körper) sowie auch auf emotional-mentaler Ebene (Kontrolle von Emotionen zur besonnenen Handlung anstelle von z.B. schüren von Aggressionen). Echte Kampfkunst fördert den Menschen in seiner Ganzheit und führt so zu körperlicher, emotionaler, mentaler Gesundheit.

Atmung als entscheidender Faktor

So wie der Fisch das Wasser zum Leben braucht, ist die Atmung die erste und wichtigste Nahrung des Menschen. Jede Zelle atmet. Zudem bildet die Atmung ein Bindeglied zwischen dem Körper, den Gefühlen und Gedanken und kann direkt auf das ganze System «Mensch» einwirken! Eine geschulte Atmung fördert die Verdauung, reguliert den Muskeltonus und beruhigt seine Gedankenwelt sowie seine Gefühle. Die geschulte Atmung ist jedoch auch essenziell in Stresssituationen und somit für die Selbstverteidigung. Ein physischer Angriff kommt unerwartet und ist auch eine mentale und emotionale Herausforderung.

Im Stress gelassen bleiben

Viele Prozesse im Körper geschehen autonom, was uns das Leben vereinfacht. Andererseits können uns diese autonomen Vorgänge in einer Gefahrensituation hemmen oder sogar lähmen. Diese Mechanismen lassen sich durch die Atmung regulieren. Gezielte Stressminderung und Furchtbewältigung nach angewandter Skema-Methode kreieren ein neues Leben und Empfinden. Dadurch resultiert ebenso ein anderes Verhalten mit Konfliktsituationen. Starke Emotionen, namentlich die Angst, lassen uns unkontrolliert Handeln. Innere Ruhe und emotionale Ausgeglichenheit, welche durch die Stile wie Tai Chi oder Qi Gong – oder Kampfkunst im Allgemeinen – angeeignet werden können, lassen uns besonnener und bedachter reagieren.

Gesundheit im Alltag durch Kampfkunst

Der Erfahrung zu Folge, dass der Umgang mit alltäglichen Gefahren wie stürzen, ausrutschen, anstossen etc. den Trainierenden befähigen, sowohl seinen Körper als auch seine Atmung zum instinktiven Reagieren und so die Verletzungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren, ist echte Kampfkunst ein echter Begleiter im Alltag.

Text von Marcel Haas 20.10.2020 (dipl. Skema-Instruktor und Schulleiter Skema-Kampfkunstschule St. Gallen Ost, med. Masseur mit eidg. FA, dipl. Kieser Instruktor SAFS).

Wing Chun Kung Fu

Wing Chun Kung Fu ist eine Kampfkunst, die auf eine sehr effiziente Selbstverteidigung zielt. Dabei lernt der Schüler im Wing Chun Kung Fu – ganz unabhängig von seiner Statur, Geschlecht oder Alter – sich gegen einen oder mehrere Angreifer in Alltagssituationen zu behaupten.

Durch den bewussten Verzicht auf jegliche akrobatischen Elemente ist Wing Chun Kung Fu bis ins hohe Alter praktizierbar. Der Praktizierende benötigt für seine Selbstverteidigung weder rohe Kraft noch übermässige Kondition. Zur Selbstverteidigung wird sein Unterkörper wie Fusstritte, Kniestosse ebenso systematisch eingesetzt wie der Oberkörper mit seinen Faustschlägen, Handflächenstossen und Ellenbogen. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Angreifer körperlich überlegen ist.

Die erste Form «Siu Lim Tao»

Das Wing Chun Kung Fu basiert auf drei waffenlosen Formen: Siu Lim Tao, Chium Kyu und Bju Tse. In der ersten Form (Siu Lim Tao – «kleine Idee») werden die Prinzipien und grundsätzliche Techniken der Selbstverteidigung vermittelt. Das Prinzip der Zentrallinie, das Prinzip der Gleichzeitigkeit sowie Techniken wie Würg- und Handbefreiungen, Kickabwehr und Handtechniken. Durch weitere spezifische Partner- oder Gruppentrainings wird der gezielte oder spontane Beizug aus der Umgebung für die Selbstverteidigung und die Orientierung im Raum gegen mehrere Angreifer in Innen- oder Aussenräumen trainiert.

Die zweite Form «Chium Kyu»

In der zweiten Form (Chium Kyu – «Brückenhand») finden Ellenbogen und die typischen Wing Chun- Fusstritte ihre Anwendung, jeweils kombiniert mit einem Vorwärts- oder Ausfallschritt und dem Bewegen um die Kraft des Angreifers. Der Verteidiger wartet nicht mehr auf die volle Ausführung des Angriffes, sondern wirkt dem Angriff entgegen («Brücke»), die Distanz für die Selbstverteidigung wird kleiner.

Die dritte Form «Bju Tse»

In der dritten Form (Bju Tse – «stechende Finger») verteidigt sich der Praktizierende auf engstem Raum, er wird nun befähigt, Kraft für seine Kontertechniken über kürzeste Distanzen zu mobilisieren, ein Beispiel dafür ist der «one-inch-punch». Die Fatalität der Kampfkunst wird ihm ganz gewiss.

«Herzstück»

Im Chi Sao («klebende Hände»), welches als «Herzstück» des Wing Chun-Systems bezeichnet werden kann, verschmelzen alle erlernten Techniken. Die Sensorik wird geschärft und Reflexe vertieft. Trainiert werden anfänglich einzelne Zyklen. Durch die weiteren Steigerungsformen mittels «push and pull»-Impulsen wird der Schüler letztlich befähigt, frei und losgelöst von Formen auf die Einwirkungen jederzeit zu reagieren. Der Verteidiger orientiert sich an die erlernten Prinzipien und verliert nie den Kontakt zum Angreifer. Während im klassischen Wing Chun Kung Fu die Reflexe an Händen («Chi Sao) und an Beinen (Chi Görk») antrainiert werden, überträgt die SKEMA dieses «Herzstück» auf den ganzen Körper. Dabei entwickelt die SKEMA in ihrer Art ein System der Abhärtung in Form von Entspannung, das heisst, sie entwickelt Pufferzonen, welche den Trainierenden vor Gewalteinwirkungen (ob Sturz oder Schlag) schützen, vergleichbar einem Airbag. Wenn der Körper reflexartig auf die Impulse reagiert und damit einen Körper entwickelt, der permanent «atmet», kann so reagiert werden, wie die Reaktion bei einem Kontakt mit einer heissen Herdplatte – nämlich blitzschnell, instinktiv, reflexartig – und das nicht nur über die Arme, sondern eben über den ganzen Körper.

Holzpuppenform

In der «Holzpuppenform» werden alle Techniken auf ihre Effizienz trainiert, das «Winkelsystem» zusätzlich vertieft. Die beiden Waffenformen «Langstock» und «Schmetterlingsmesser» runden das Wing Chun Kung Fu als komplettes Selbstverteidigungssystem ab. Für die alltagstaugliche und direkte Anwendung von Waffentechniken schult die SKEMA zeitgleich den Aufbau der Stockkampfkunst (Umgang mit Zertrümmerungswaffen) und der Messerkampfkunst (Umgang mit Stich- und Slidewaffen).

Die Prinzipien wirksamer Selbstverteidigung bleiben dieselben. Das System der SKEMA Selbstverteidigung verzichtet auf fixe Abläufe. Das Wing Chun Kung Fu wird zuerst auf ihre Mechanik, ihre Ausführung/Präzision trainiert bis sie über ihre Wiederholungen zum Gefühl des Praktizierenden werden. Diese bleiben als Reflexe jederzeit verfügbar und ermöglichen dem Trainierenden, auf alle Angriffe spontan und sicher zu reagieren.

Die Notwendigkeit eines Lehrers und der Service im Raum

Wing Chun Kung Fu kann jederzeit und überall trainiert werden. Die Notwendigkeit eines erfahrenen Lehrers (Si Hing, Si Suk, Si Fu, Si Gung) ist unerlässlich. Die Instruktoren der SKEMA Kampfkunstakademie haben alle im Wing Chun Kung Fu-System graduiert und blicken mindestens auf eine über 20jährige Kampfkunststudium (bis 40jährige Studium) zurück, welche noch immer von SiGung Suny Kamay (Gründer der SKEMA Kampfkunstkunstakademie Schweiz) begleitet werden. «Lernen um zu lehren oder give and receive» begleitet die SKEMA und ihre Kampfkunstart.

Ihre Kampfkunstschulen sind geeignet dafür eingerichtet. Mit Spiegeln für die «Selbstkorrektur», die Holzpuppen zur «Effektivitätssteigerung» der Techniken und die von der Akademie selbst entwickelten Matten für den Bodenkampf stellen in den eigenen Räumen den passenden Rahmen.